Curaçao nach Santa Marta – Viel Wind und hohe Wellen

Nach ein paar Tagen Rast und Bugstrahlruder-Reparatur in Curaçao brechen wir nach Santa Marta auf.

Frühstückskaffee!

Dieses Stück Meer hat es in sich. Die Wellen haben  hunderte Kilometer Anlauf, der Meeresboden steigt rapide von 4000 Meter auf wenige Hundert an, die Strömung drückt mit 2 Knoten, mal nach Westen, mal nach Nordwesten, die See wird sehr ruppig sein.

Jimmy Cornell rät, mit großem (25NM)  Abstand um das Cap von Punta Gallinas  zu fahren und empfiehlt den Trip nicht anzutreten, wenn mehr als 30 Knoten Wind angesagt sind.

Nach Konferenz mit Chris Parker, einem professionellen Wetterrouter, verlassen wir Spanish Water. Wiederum bei acherlichem Wind fahren wir nur mit der Genua los. Erst ein wenig zögerlich – die ersten 20 Meilen sind wir noch in der Landabdeckung von Curaçao – nimmt Cheglia immer mehr Fahrt auf. Nachts bläst es ganz ordentlich, auf der Logge sehen wir manchmal mehr als 11 Knoten Geschwindigkeit. In der zweiten Nacht nehmen Wind und Wellen noch etwas zu. Lydia hat Wache, wir reffen rechtzeitug bevor wir bis zu 40 Knoten Böen erleben, Cheglia ist jetzt sehr konservativ besegelt. Die Wellen sind schon stramme 3-5 Meter hoch und kommen in sehr kurzen Abständen. Wir machen durchschnittlich locker 8 Knoten Fahrt (auch dank der Strömung) ENDLICH: wir segeln das erste Mal mehr als 200 Seemeilen in 24 Stunden.

Am Donnerstag morgen, wir kommen mehr und mehr in die Landabdeckung von Kolumbiens Küste, noch eine letzte Düse vor der Hafeneinfahrt und wir tuckern in die Marina von Santa Marta, der Heimathafen für Cheglia für die nächsten 5-6 Monate.

Blue Curaçao

Bojenpleite – und nur eine der drei sogenannten ABC-Inseln bleibt übrig: Curaçao. Es pustet uns dort ordentlich um die Ohren. In der Karibik hatten wir schon viel Wind, aber hier fehlen die hohen Vulkanberge und es pfeffert von der Küste (und den sehr hohen Bergen dort) Venezuelas ungebremst zu uns rüber.

Und Curaçao ist ganz karg – mehr trockenheisse Savanne als dunkelgrüner Regenwald. Wir sind echt überrascht. Nicht überraschend ist, dass Holland überall ist! Sprache – allerdings ist englisch und spanisch genauso vetreten, die Leute dort wechseln ständig zwischen den drei Sprachen hin und her -, Währung – wir zahlen wieder in Gulden! – und Angebot in den Supermärkten – Gouda, Flan, Stroopwafels……

Willemstaad, die Haupstadt, hat eine hübsche karibisch-holländisch-bunte Fassade. Die “Queen-Emma-Bridge” ist eine der ältesten Schwimmbrücken der Welt. Und auch auf Curaçao legen viele Kreuzfahrtschiffe an. Mit derselben Folge: die eigentlich sehr hübschen Häuschen mag man nicht fotografieren, sie sind zugekleistert mit Werbetafeln. Und die Altstadt ist tot. Alle Geschäfte sind nur bestückt mit Souvenirs, zollfreien Uhren und Schmuck, Restaurants haben das Angebot für den schnellen Happen zwischendurch. Das war’s. Am Abend irren wir hungrig durch die gesamte Stadt – alles, wirklich ALLES ist zu. Kein Mensch auf der Strasse, kein Haus mehr bewohnt.

Im Nordwestteil der Insel liegen in der nach “wildwest” anmutenden Landschaft ein paar schöne Naturparks mit Stränden und sogar Flamingos. Grosse Leguane kreuzen regelmässig unseren Weg, keine Ahnung wer hier wen befremdlicher findet.

Von Dominica nach Curacao

Nach einem letzten Besuch bei unserer Schule geht es nachmittags los. Unter Spinnaker segeln wir bei mäßigem, wenig konstantem Wind (keine idealen Bedingungen für den Parasailor) los. Wir wollen idealerweise morgens in Bonaire ankommen. 450 NM bei achterlichem Wind sollten wir im Schnitt 7 Knoten segeln, macht erwartete 65 Stunden Fahrtzeit. Nach einem köstlichen Abendessen, Bruno hatte gut vorgekocht, nimmt der Wind auch wieder etwas zu. Wir segeln nur unter Genua. CHEGLIA läuft wie auf Schienen, stressfrei, mal 6, mal 7 mal 5 Knoten.

Zwischenzeitlich haben wir die versprochenen 20 – 25 Knoten Wind, dann loggen wir auch 7-10 Knoten Geschwindigkeit, wenn wir eine besonders schöne Welle runterrutschen.

Bruno möchte die Fliegenden Fische fotografieren – unmöglich. Fast! Einen haben wir:

Nicht-mehr-fliegender Fisch

Am Donnerstag morgens um 8 Uhr sind wir an der Südküste von Bonaire, Lydia funkt mit der Bojenverwaltung.  Alles voll – auch die Marina. Ankern ist nicht möglich und wegen Naturschutz überall verboten. Unsere Freunde von Wasabi, Andrea und Hans Jörg hatten zwar versucht uns noch eine Boje freizuhalten (Merci’), aber mussten dann auch los. Also weiter nach Curacao, nochmal 50 Meilen.

Dort gibt einen Naturhafen, Spanish Water. Nach der Bojenpleite in Bonaire haben wir telefonisch einen Marina Platz im Curacao Yacht Club vorgebucht. Soviel vorweg: das ist der wahrscheinlich windigste Steg in der ganzen Karibik gewesen. Unser Bugstrahlruder will dann auch im entscheidenden Moment nicht so recht strahlen, aber zum Glück kommt der Wind beim Einparken genau von hinten,  da kommen wir auch bei 30 und mehr Knoten Wind Böen noch in die Lücke.

Ankerbier!

St. John’s School

“Die Kinder kommen zurück!”, sagt Glenda, die Schulleiterin “unserer” Grundschule in Portsmouth auf Dominica, ganz glücklich. Und zwar, so fügt sie weiter hinzu, weil die Schule ein sicheres Dach hat, es nicht rein regnet und die Kinder nicht wie erstarrt sitzen, wenn eine der vielen kräftigen Windböen, die den Berg hinter dem Ort hinunter donnern, die Abdeckplanen zum Schlagen und Fliegen bringen. Viele der Kinder sind noch immer traumatisiert von der Hurricanenacht im September letzten Jahres.

Das neue Dach ist fast fertig – ein grosses Danke Euch allen, die Ihr dafür gespendet habt!!!

Es fehlen noch ein paar Firstabdeckungen, die sind z. Zt. auf der Insel nicht mehr zu haben. Da hift nur, auf die nächste Schiffsladung zu warten und genügend Menschen zu kennen, damit man auch welche bekommt. Und es ist aufwändig. Denn Charlesbert und seine Leute bauen jeden Nachmittag nach Schulschluss das Gerüst wieder auf, um bis zum Einbruch der Dunkelheit oder bis zum nächsten Regenguss weiter zu arbeiten. Die Regenrinnen sind am Tag nach unseren Filmaufnahmen angebracht worden. Der letzte Schliff fehlt also noch, aber die Räume sind trocken – und sicher!

Bruno ist zu uns nach Guadeloupe gekommen und klar! mit ihm sind wir noch mal nach Dominica gesegelt, um ihm – quasi als Vertreter aller Spender – die Schule mit neuem Dach zu zeigen.

Von Portsmouth aus sollte es für uns drei in einem Drei-Tages-Trip nach Bonaire gehen. Dort darf und kann man nicht ankern, alle Mooringbojen waren belegt und die kleine Marina hatte ebenfalls keinen Platz für uns. Also durchstarten nach Curacao……