Good Old-New England

Vor der Küste von Maine soll es mehr als vier Millionen Lobster-Pots geben! Mindestens 1000 haben wir am ersten Tag gesehen als wir uns Portland genähert haben- und haben sie v.a. erfolgreich umschifft….. 80% aller US-Lobster kommen aus Maine, kein Wunder also. Wie das ist, wenn man sie übersieht, hatten wir ja schon im letzten Jahr vor Portugal erlebt – und im Video dokumentiert:

Seit sechs Jahren steigt die Anzahl der gefangenen Lobster stetig. Warum? Sie können nicht gezüchtet werden, die Fallen stehen bis zu 125 m tief auf dem Meeresgrund, sie müssen jeden Tag herauf gezogen werden, damit die Lobster sich nicht gegenseitig auffuttern, also vieles effizienter machen kann man nicht. Ich habe gelesen, dass Kabeljau die ganz kleinen Lobster fressen. Und auch der Kabeljau steht inzwischen kurz vor der Überfischung. Umso weniger Kabeljau, desto mehr Lobster??? Mehr als 530 Mio $ haben die Lobsterfischer aus Maine im letzten Jahr eingenommen, die Asiaten reissen sich neuerdings drum.

Nach drei Tagen in Portland, in denen Georg sich auf dem Boot einleben konnte, sind wir nach Portsmouth, an der Grenze zwischen Maine und New Hampshire, weiter gezuckelt. Eine schöne, kleine Stadt am Fluss, ziemlich geschichtsträchtig für amerikanische Verhältnisse. Cheglia parkt mit Blick auf die riesigen Marine Werften, wo Atom-U-Boote repariert werden.

Hurricanes

Gert, Irma, Josè, Maria – die Namen der Hurricanes in 2017 – sie haben auch uns beeinflusst.

Erstmal haben sie uns betroffen gemacht, denn vor sechs Monaten sind wir auf genau den Inseln in der Karibik gewesen, die jetzt von den Stürmen am meisten betroffen sind: Dominica, St. Maarten, BVI, Puerto Rico, Turks and Caicos.

Und die Ausläufer der Stürme im hohen Norden Kanadas hatten immer noch viel Potential, haben enorme Wellen verursacht und uns dadurch noch tagelang im Hafen von Shelburne festgehalten. Dort wurde es langsam herbstlich…..

Wie planen wir unsere Reiseabschnitte?
„Gentlemen do not sail to weather“ – „Gentlemen fahren nicht gegen Wind und Wellen an“, schlau sind die Briten und jahrhundertelange Segelerfahrung hilft. Also ist Geduld gefragt und vor allem intensive Beschäftigung mit den Wetterprognosen und den Wettermodellen. Die Segler diskutieren leidenschaftlich gerne „Wetterfenster“, also eine günstige Vorhersage für den eigenen Kurs, das jeweilige Boot, und, besonders wichtig: die Leistungsfähigkeit der Crew. Da werden schon sehr unterschiedliche Sichtweisen aufgetischt. Bislang haben wir ein ganz gutes Händchen gehabt.

Bei den Hurricanes sind die erheblichen Unterschiede in den Prognosen nicht gerade hilfreich. Die längerfristigen Vorhersagen (also mehr als 3 Tage) sind eigentlich immer falsch, man weiss nur eben nicht um wieviel…. Mal wird JOSÈ in Neuengland erwartet, am nächsten Tag wird der Sturm im Süden von Nova Scotia gesehen. Blöd, genau da sind wir gerade und auch blöd, weil wir eigentlich nach Boston wollen. Aber wir haben für unsere Überfahrt einen guten Zeitpunkt erwischt. Die Wellen von JOSÈ sollten „nur noch“ drei Meter hoch sein und sollten im Laufe des Tages immer niedriger werden, der Swell von MARIA war noch nicht in der Bucht von Maine, also los! Das hat alles gestimmt, aber schade, dafür gab es einfach gar keinen Wind. 30 Stunden motoren ist nervig, aber wir sind eben Gentlemen ;-).

National Hurricane Center 29.09.2017

Georg hat uns schon am Steg erwartet, wir kommen am 24.9. gegen 16:30 in Portland, Maine, an. Die letzten sechs Stunden waren ein nicht enden wollender Slalomkurs um tausende Bojen herum. Überall liegen die Hummerpötte mit Bojen gekennzeichnet aus. Überall bedeutet, 15  – 20 Meilen vor der Küste bis in die Hafeneinfahrten sind die „Sch…“dinger. Wir hatten ja bereits vor Portugal das Vergnügen, die Leine hatte sich um den Propeller gewickelt – nicht nochmal, bitte! Lydia Adlerauge ist angespannt und kurvt erfolgreich um die Dinger herum, viele Stunden lang: tolle Leistung.

 

Wir fahrn, fahrn, fahrn – und warten


Wir sind nämlich in der Stadt. Halifax hat uns wieder.

Die Überfahrt von St. Peter dauerte genau 24 Stunden und begann tatsächlich mit reichlich Wind und Wellen. Die ersten Stunden waren es 35 und mehr Knoten, das pfeift und wackelt kräftig. Und verlangt mir doch immer noch einiges ab. Martin ist da cooler. Und Cheglia sowieso. Im zweiten Reff und mit kleiner Fock marschiert sie anstandslos durch die Wellen. In der Nacht wurde der Wind zum Glück (und wie vorhergesagt) immer weniger und wir sind an einem strahlenden Morgen auf flachem Wasser nach Halifax reingefahren.
Martin war voller Erwartung, denn sein eigenes Geburtstagsgeschenk sollte in der Royal Nova Scotia Yacht Squadron auf ihn warten. Ein 130 qm großes Leichtwindsegel. Diese Marina ist sehr schön, liegt auf dem Landweg gut 10 km von der Stadt entfernt. Man muss immer um den Meeresarm außen herum fahren. Wir bleiben trotzdem hier, denn wir hoffen täglich auf das Paket. Aber – es steckt seit vier Wochen im Zoll in Montreal fest. Es gab Telefonate, Emails, Papierkriege….. zwischendurch haben wir die Stadt, ihre Museen, Kinos (zwei Filme nach einem Jahr Abstinenz), Pubs und Restaurants, Biergärten, Studentenkneipen, Cafés, Supermärkte und Geschäfte erkundet. Mit Taxis, Bussen, per Anhalter, Dinghy und vielen Kilometern auf den Sohlen.
Unterwegs und während unseres ersten kurzen Stops hier hatten wir einige nette Leute kennengelernt und sie alle aufs Boot zu einer kleinen Party eingeladen. Schöner Abend. Unter anderem auch Lori und Charles, beide große Borealfans! Von Lori habe ich Massage- und Akupunktur bekommen und die beiden haben uns zu einem schönen Ausflug mit Wanderung zum Cape Split an der Bay of Fundy eingeladen. Dadurch haben wir wieder etwas vom Inland gesehen und abends gab es bei den beiden zu Hause noch ein großes Steakessen. Die Menschen hier….. aber das hatten wir ja schon! Wir wollen wieder kommen.
Und nach 10 Tagen Warten hier – yeapeehhhh – das große Paket ist angekommen. Ohne Zoll bezahlen zu müssen!! Gleich am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg zurück zu unseren anderen neuen Freunden in LaHave.
Um den 21.9. herum wollen wir in Boston sein. Weather permitted.

Leaving the Lakes

Mit Kai segeln wir weiter nach St.Peter, dem nordwestlichen Ein- bzw. für uns diesmal Ausgang von den Bras d’Or Lakes. Es ist Anfang September und man spürt und sieht überall, die kurze Sommersaison geht zu Ende. Kai lassen wir diesmal vom Taxi zurück nach Sydney bringen, sein Flug ist um 6.00 Uhr morgens. Es fühlt sich immer so leer an, wenn einer unserer Söhne wieder weg ist. Schnieffff…..
Als Trostpflaster haben wir ein lang erhofftes Treffen vor uns. Wir haben uns mit Christiane und Ulrich, die wir bisher nur von Telefon und Email kennen, und ihrer Nordlicht verabredet. Sie ist das Schwesterschiff von Cheglia und wir segeln zum Little Harbour. In dieser fast kreisrunden Bucht liegen nur diese beiden Aluminiumschiffe „schwesterlich“ nebeneinander. Sieht toll aus! Wir haben natürlich viel zu erzählen und auszutauschen und verbringen fast drei sehr schöne Tage dort.
Durch die historische  Schleuse von St. Peter starten wir nach Halifax. Die Wetter- und v.a. Windvorhersage verspricht diesmal wirklich viel Wind. Mal sehen wie das geht.