Society Inseln mit Marc und Nina

Marc und Nina kommen 11.6.2019 nach Papeete! Sie haben in San Franciso beim geplanten Zwischenstop leider Pech gehabt. Ihr Auto wurde aufgebrochen, die Rucksäcke gestohlen. Land of the free and the brave…

Nach einem Shopping Tag in Papeete, um Geklautes wie T-shirts, iPad, machen wir uns aus der lauten Stadt in die ruhige Nachbarinsel Moorea, auf. So richtig will das paradiesische Wetter nicht mitspielen. Wir haben immer wieder kühle, regnerische und mitunter sehr windige Abschnitte. In Bora Bora können wir kurfristig 45 KN Wind messen. Welcome to Paradise. Die Lagune ist wirklich wunderschön, der Rest ist mit Hotels zugebaut. Die Preise für die kleinen Pfahl-Bungalows über dem Wasser sind absurd. Vor unserer Abreise machen wir noch einen Stopp, um Rochen und Haie aus der Nähe zu erschnorcheln. Nina schwimmt einfach furchtlos auf sie zu….

Dann weiter nach Raiatea. Wir können zwar nur einen Tag hier bleiben, finden aber ein wirklich tolles Restaurant und danach zufällg die lokalen Schönheiten beim HEIVA Tanzfestival.

Das Wetter zwingt uns zu Rückkehr nach Tahiti/Moorea. Die nächsten Tage sollen sehr stürmisch werden, und wir wollen nicht auf den letzten Dücker gegen Wind und Wellen gegenan bolzen müssen, um Nina‘s und Marc‘s Rückflug zu erwischen. In unserer angestammten Bucht in Moorea, Opunoho, kommen wir morgens um drei Uhr an, ankern sicher, erkunden Regenwald, Rochentauchplätze, Strände, treffen „Polarwind“ und „Hullabaloo“ wieder. Morgen  gehts zurück nach Papeete. Wir wollen noch drei Tage Tahiti erkunden, dann fliegen die Beiden am Samstag Abend schon wieder zurück. So schnell gehts…

 

Und wie kommen wir jetzt wieder nach Hause? Teil 1

In Tahiti ist man ganz schön weit weg vom Gudrunweg in Wiesbaden. Es gibt drei denkbare Routen:

1. durch den Rest vom Pazifik, durch die Torres Strasse nördlich von Australien, durch den indischen Ozean an Bali, Cocos Keeling und Reunion und Madagaskar vorbei nach Südafrika, um das Kap der Guten Hoffnung und dann gaaaaanz viel Atlantik, bis wir über Sant Helena, Asencion, Cap Verden, Azoren wieder nach Frankreich kommen. Klingt lang? Ist es auch, so etwa 20.000 nautische Meilen – so ziemlich genau ein Jahr würde das dauern.

2. Der Patagonien Plan: von Tahiti oder Tonga oder Neuseeland direkt nach Puerto Montt, in Südchile. An Cap Horn vorbei, Falklands, Buenos Aires, Brasilien, Azoren, Frankreich. Klingt kürzer? Ja, sind „nur“ so 16.000 NM, aber davon die Hälfte in, sagen wir mal euphemistisch, spannenden Gewässern. Von Neuseeland sind es 5300 NM ohne Zwischenstopp. Das längst-mögliche Seestück ohne anhalten. Geht nur mit guter Crew. Nein, geht nur mit exzellenter Crew. Würde auch ein Jahr dauern.

3.1. durch den Suez Kanal: naja, nicht wirklich, ausser wenn noch eine Marine Fregatte das ganze Stück mitkommt ….

3.2. oder durch den Sues Kanal auf einem Frachter, bis nach Gibraltar. Dann von dort aus weitersegeln. Geht. Echt. Von Tahiti aus. Sevenstar Yachttransport und wir wären im Spätherbst wieder in good old Europe. Von dort ist dann doch noch ein hartes Stück bis in die Bretagne, aber machbar.

Habe ich erwähnt, dass wir Heimweh haben? Und so lansam finden, dass sich all die tollen Inseln  zunehmend ähneln? Und, um Birgitte aus Norwegen zu zitieren: in unserem Alter kann man in einem Jahr auch  noch ganz andere Sachen machen, als nur zu segeln….

Kurz und knapp: wir wollen hoam. Wenn der Frachter fährt (wird sich in den nächsten 3-4 Wochen herausstellen), dann fährt Cheglia Huckepack. Plan B  müssen wir noch aufstellen…..

 

Und wie ist das Segeln im Pazifik?

Jetzt in Tahiti angekommen, haben wir im Pazifik 5200NM seit Februar 2019 zurückgelegt. Bis auf eine Front mit über 30 kn Wind, die uns für ein paar Stunden zwischen Marquesas und Tuamotus  unterhalten hat, waren die Winde überwiegend schwächer als im Atlantik.

Auf Cheglia sind wir froh, wenn es mindestens mit 15 Knoten windet. Mit unseren beiden großen Segeln (Gennaker 130qm, für 80-130‘ AWA, oder Parasailor 170 qm, für AWA 110-180’)  kommen wir auch noch bei 11, 12 Knoten voran. Aber dann ist eigentlich das Wellenbild und die Stömung entscheidender als der Wind. Wenn beides in unsere Fahrt-Richtung zeigt, geht auch bei 7-8 Knoten Wind noch etwas.

Der Satelliten Wetterbericht versprach meistens 11-15 Knoten Wind, also relativ schwachwindiger Süd-Ost-Passat. Gelegentlich traf die Vorhersage zu, meistens hatten wir einige Knoten mehr, manchmal weniger Wind. Die Richtung konnte sich auch schon mal um 90 Grad ändern. Dieser Ozean ist so groß, das möglicherweise die Computer Wettermodelle eine bessere regionale Auflösung nicht hinbekommen.

Die langen, hohen Ozeanwellen rollen meistens aus südlicher Richtung heran, und die (Wellen-)Überbleibsel von anderen Wettersystemen können aus ganz anderen Richtungen dazu kommen. Ja, wir haben häufig unterschiedliche Wellensysteme, die sich überlagern. Segeln mit wenig Wind wird dann immer schwieriger, die Segel schlagen, wir kommen nicht von der Stelle, es nervt. Dann lieber ganz windstill. An solchen Tagen ist der „Ocean Swell“ besonders beindruckend. Die Wellen sind ein paar Meter hoch, aber 200-300 Meter weit auseinander. Die Dinger haben etliche tausend Kilometer Anlauf, zwischen uns und der Antarktis gibt es noch ein paar Winzinseln – sonst einfach nichts. Majestätisch rollen sie unter unserem Boot durch, man fühlt sich sehr klein.

Die Prioritäten werden andere, weil die Strecken so lang sind. Es kommt eigentlich nicht (mehr 🙂 darauf an, ob man einen Tag früher oder später irgendwo  ankommt. Es ist wichtiger, das nichts kaputt geht. Und so segeln wir also meistens sehr gelassen mit 5-8 Knoten dahin. Auf hoher See haben wir in der ganzen Zeit einen chinesischen Fisch Trawler und eine holländische Yacht getroffen. Sonst gähnende Leere.

Die Atoll Seglerei in den Tuamotus hält dann noch ein paar Besonderheiten parat. Die Ein- und Ausfahrten in die Atolle unterliegen gewaltigen Gezeitenströmen. Der Tidenhub ist nicht besonders hoch, aber eine enorme Wassermasse will aus den Atollen bei Ebbe wieder hinaus. Slack Water ist etwa zur Halbzeit zwischen Hoch- oder Niedrigwasser, die Ebbe dauert immer länger als die Flut. An einigen Pässen läuft das Wasser immerzu nur hinaus, weil hohe Wellen für einen permanenten Zufluss sorgen. Es gibt einen „Slack water guestimator“ für die Tuamotus, der sich als recht zuverlässig herausstellt.  Es gibt einige „haarige“ Pässe, eng, mit ein paar Kurven im Pass, die kann man wirklich nur mit guter Sicht (hoher Sonnenstand, von hinten) und bei Slack water befahren, ansonsten traut man sich und seinem Schiff von Pass zu Pass mehr zu.

 

Tuamotus – Tahiti

Von Fakarava machen wir noch einen Abstecher in ein kleineres, nahezu unbewohntes Atoll – Toau.

Um durch den Pass hineinzufahren, haben wir jede Menge Zeit und warten bis wir bei Slackwater gemütlich durchfahren können. Die Karten zeigen nur noch „Unkartografiert!“ Und dann ist da nichts, blaues Wasser, weisser Sand, Palmen, Ruhe pur.

Wir wollen weiter nach Tahiti und dort möglichst noch mit Tageslicht ankommen. Also starten wir morgens mit dem ersten Licht, wissend, dass es nicht der ideale Zeitpunkt für den Pass ist. Stimmt. Wir kommen an und vor uns stehen zwei Meter hohe senkrechte Wellen. Wir haben eine Boreal. Die kann das. Also Augen zu und durch. Wir haben auch 100 PS. 98 davon brauchen wir. Es rumpelt für 10 Minuten ordentlich, dann sind wir durch und segeln mit wunderbarem Wind Richtung Tahiti. Ab Mittag sieht es schon anders aus, der grosse Gennaker muss helfen. Ab Nachmittag geht dann gar nichts mehr – wahrer Wind 1-2 Kn! Ankunft bei Tageslicht wird nichts. Also Motor an, allerdings muss Martin zaubern, um noch 150 l Diesel aus dem Nebentank in den Haupttank umzutanken, ein Ventil war dicht. Das letzte Mal getankt haben wir in Panamà! Es klappt und danach sind wir entspannt. Bis es mitten in der Nacht einen riesigen Rumms macht. Zum Glück haben wir Aluminium um uns herum. Es ist auch nix zu sehn, ausser, dass wir mindestens einen Knoten langsamer sind. Hhhmmm?? Gegenstrom?? Hatten wir schon oft. Gegen Mitternacht kommen wir in einer Bucht an, ankern und schlafen erstmal. Am nächsten Morgen taucht Martin. Wir haben nachts einen ganzen Baum mitgenommen, der sich vor dem Schwert verkeilt hatte! Kein Wunder, dass wir langsam waren. Ok, Baum weg, Anker hoch und Richtung Papeete Marina. Grosse Überraschung – sie haben Platz für uns. Und wir sind nach fünf Monaten mal wieder mitten in einer Stadt. Wie schön!

Wir machen sauber, räumen auf und unsere riesiggrosse „Garage“ aus, holen unser Ersatzteil für den Generator aus dem Zoll und Martin versucht sich an der Reparatur. Nix. Als nächstes haben wir einen Generatorexperten an Bord. Nix. Und es ist Freitag nachmittag vor Pfingsten.

Dafür treffen wir hier viele Bekannte – die vier jungen, verwegenen bretonischen docteurs, die mexikanische Familie, die schweizer-deutsch-US-polnische Crew von Itsara und unsere Münsteraner-chilenischen Freunde Jutta, Osvaldo, Theo und Antonia, die mit meinem Panamahut zuckersüss aussehen.

Fakarava 2

Fakarava South Pass! Das hat bei Tauchern einen grossen Namen. Und wir hören von anderen, dass es wirklich sehenswert ist. Wir segeln innerhalb des Atolls mit wunderbarem Wind und ohne Wellen dorthin. Schon unsere erste Ankerbucht im Süden, Harifi, ist traumhaft schön. Blau- und Türkistöne in der Lagune, weisse Brecher rollen von aussen heran, Palmenstrand, Fische cruisen unterm Boot….. Nach zwei Tagen dort geht es noch ein Stündchen weiter zum Pass. Hier wird das Ankern zur Herausforderung: Jede Menge kleinere und auch meterhohe „Bummies“ aus Korallen, die auf jeden Fall immer die Stärkeren sind. Also mit dem Boot dagegen zu rammen – keine gute Idee. Die Ankerkette drumzuwickeln – auch keine gute Idee. Aber es klappt. Und schon schauen die ersten Haie vorbei. Denn dafür ist der schmale, tiefe Pass bekannt: Hunderte Haifische liegen und schwimmen dort rum und lassen sich alle mit der kräftigen Strömung das Futter zwischen die Zähne spülen. Und mitten im Pass lassen wir uns bei Slack von unserem Begleitboot ins Wasser fallen und gehen schnorcheln…. Wow!

Am Nachmittag laufen wir durch das 30-Seelen-Dorf und fragen drei Fischer, ob wir einen Fisch, den sie gerade aus dem Wasser geholt haben, bekommen können. Sofort holen sie einen Grill ran, legen getrocknete Palmenbätter und Kokosnussschalen darauf. 15 Min später werden wir in ihr Haus zum Essen eingeladen. Wie schön!

Am nächsten Tag ist Mittwoch!!! Das Versorgungsschiff legt direkt vor dem kleinen Supermarkt an. Der ist rappelvoll, für zwei Stunden. Dann ist alles weg. und es bleiben wieder – Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch.

Wir leihen uns Fahrräder und radeln die -na klar, einzige Strasse – entlang. Am Ende liegt eine kleine Perlenfarm. Wir können uns genau anschauen wie ein Kern in die Auster gelegt wird und sie dann in 18 Monaten eine Perle drumherum bilden kann. Und was für eine  schöne Überraschung – unsere drei Fischer sind die Austern-Experten auf dieser Farm!

Fakarava gefällt uns sehr gut. Mit dem Dorf Rotoava im Norden, der wunderschönen Bucht im Süden und natürlich dem Südpass – das Klischee passt 100%. Paradies!

Und übrigens – 20.000 Seemeilen haben wir in Fakarava unterm Kiel.