1000 Meilen geschafft! – Nachrichten von Cheglia

Nachrichten von Cheglia: :“1000 NM! Die ersten 5 Tage mit viel unbestaendigem Wind waren anstrengend. Seit gestern Tradewinds, die Crew hat erstmals besser schlafen koennen. Und “

„Bloed ist, dass wir einen abnormalen Strom von 1 kn gegen uns haben, normalerweise traegt der nach Westen. Also sind wir etwas langsamer. Bleiben noch 2.150 NM.“

Hier könnt Ihr sehen, wie der Wind bläst: https://www.windy.com/-9.659/-104.339?-10.273,-104.339,8,m:do3adhh

Kurznachricht von Cheglia via Satellit angekommen

Am Mi 27.03.2019 18:23 ist folgende Nachricht angekommen:
„3Tage Schaukelei und Schraeglage. Fahren suedlich, um ein Tief zu umfahren. Morgen sind wir 10 Grad S, drehen nach Westen, dann wird’s hoffentlich besser! LG“ 

Cheglia ist gerade hier: -7.913700 Lon-95.342300 Alt-7828ft Iridium Loc 2019-03-27 19:20 UTC http://map.iridium.com/m?lat=-7.913700&lon=-95.342300

Die ganze Reise im Überblick könnt Ihr hier sehen: http://changecourse.de/karte/

 

5.452 km bis Fatu Hiva in Polynesien

Cheglia mit Lydia, Martin und Nico sind heute in See gestochen. Das Ziel ist Fatu Hiva in Französisch Polynesien. Über 5.000 km auf See ohne Land in Sicht.

Erstmal geht es auf der Suche nach Wind Richtung Süden also nicht auf dem direktem Weg. Hier könnt Ihr den Wind gut sehen und die Suche verfolgen:
https://www.windy.com/-2.042/-90.947?-1.999,-92.675,7,m:dBKadDA

Ihre Position, die täglich aktualisiert wird, könnt Ihr hier verfolgen:

 

Galapagos – Flaute!

Für eine Woche soll es nach allen Windvorhersagen über hunderte Kilometer keinen Wind geben. Das ist nicht ungewöhnlich direkt am Äquator, denn hier steht die Sonne senkrecht und Land wie Wasser wird so stark erhitzt  wie sonst nirgendwo auf dem Globus. Warme Luft ist leicht Luft und die steigt bis ca. 18 km auf. Dann ist sie so abgekühlt, dass sie nicht weiter aufsteigen kann und bewegt sich auf der Nordhalbkugel nach Norden und auf der Südhalbkugel eben nach Süden. Die Winde entstehen. Und in der Mitte passiert nichts.

Diese Zone nennt man Innertropische Konvergenzzone (ITCZ) und die verschiebt sich regelmäßig, ist nicht überall gleich breit. Also warten wir, dass die ITCZ sich nach Norden verschiebt, dann gibts im Süden wieder Wind.

Innertropische Konvergenzzone

Wir nutzen die Zeit und fahren nochmal nach Santa Cruz zurück, dort gibt es mehr zum Einkaufen und auch wieder Internet! So kann ich hier nochmal aktualisieren. Allerdings, um Fotos hochzuladen, muss ich um 6 Uhr aufstehen, danach, wenn alle wach sind, klappt es nicht mehr. Und ich habe noch so schöne Videos. Aber das habe ich nach stundenlangem Ausharren, um nichtmal 30 % eines einzigen, sehr weit runter komprimierten Videos hochladen zu können, aufgegeben. Sorry….

Galapagos – Isla Isabela

Isla Isabela ist flächenmässig die größte Insel des Archipels, und sie ist auch die abgeschiedenste. Es leben 3000 – 4000 Menschen hier, die meisten in Puerto Villamil. Es gibt nur Sandpisten im Ort, einige Restaurants, eine Handvoll kleine und kleinste Supermärkte, deren Angebot (an frischen Lebensmitteln) sich auf Kartoffeln, Zwiebeln und Knoblauch beschränkt, ansonsten Reis, Getrocknetes, Tiefgefrorenes, Getränke (Hauptsache: Pilsener … ) und Konserven. 

Und wir haben wieder unser Partyglück! Am Wochenende ist das größte Fest des Jahres – mit Rodeo im “Hochland”, Fischerbootrennen in der Bucht und Pferderennen in der Hauptstraße. Und natürlich Musik! Erstmal tritt eine Band von vier Frauen auf und legt ziemlich laut ins Mikro kreischend einen Auftritt hin…. Wir stellen uns vor, das würde z. B. in Deutschland stattfinden: Die vier stecken in rot/pinkfarbenen Glitzerkostümen, hinten Tanga, vorne nur Busen und man denkt, man ist im Pole-Dance-Club. In Deutschland würde der Veranstalter noch während der Aufführung verhaftet …. Danach kommt die Männerband auf die Bühne, 20 an der Zahl, alle in blauen Anzügen mit weißem Hemd und Fliege. Und sie schmettern Salsa vom Feinsten. Und diesmal sind wir dabei, wenn das ganze Dorf tanzt und wirbeln in unseren Flipflops durch den Sand. Nico ist ganz stolz auf seine Mitsegler. Das Motto der Party ist “Wir tanzen bis morgen früh um sechs!” Das schaffen wir nicht ganz, aber bis zwei sind wir dabei. 

Isabela gefällt uns sehr, sehr gut. Die Ankerbucht ist wunderschön. Um unser Boot schwimmen Pinguine, Seehunde, Schidlkröten, Haie. Aquarium von Bord aus. Und eben, weil es doch sehr weit weg ist. Weg von Luxustourismus, weg von dem, was man gewohnt ist, weg (fast zumindest) vom Internet. Sehr große Teile der Insel sind gar nicht zugänglich, es gibt auch hier nur eine Straße zu einigen Haciendas im Hochland und zu einem der größten Super Vulkane der Welt. Dorthin machen wir eine Tour. Der Krater hat einen Umfang von 45 km. Der Vesuv passt hier hunderte Mal rein ….  Der letzte Ausbruch war 2005, kleinere Nebenvulkane spucken regelmäßig Lava, das letzte Mal 2018. Diese frische Lava sieht so beeindruckend aus, der Vulkan sowieso. Eine weitere Tour machen wir zu den “Tuneles” ebenfalls aus Lava, die ins Meer strömte, und diese wundervollen Skulpturen formte. Unser Motorbootkapitän bietet eine beeindruckende Fahrt durch die meterhohe Brandung: abwarten, abwarten! Abwarten, hohe Welle, Vollgas, knapp am ersten Riff vorbei, abwarten, abwarten, hohe Welle Vollgas über das zweite Riff hinweg, Punktlandung. Cool. Und tauchen gehen wir auch wieder, an der Isla Tortuga! 

Dann kommt die Nachricht – Flaute!

Galapagos – Floreana

Von Santa Cruz aus machen wir einen Ausflug (zwei Stunden hin, vier Stunden zurück) nach Floreana. Sie ist die südlichste und eine der vier bewohnten Galapagosinseln. Hier allerdings leben nur ca. 100 Menschen! Diese Insel dürfen wir nicht, bzw. nur gegen ne Menge Geld und Aufwand mit dem eigenen Boot besuchen. Also buchen wir eine Tour dorthin, aber es gibt nur Tagestouren. Aber anders als die allermeisten Touristen wollen wir dort auch eine Nacht bleiben und etwas Zeit für die Insel haben. Nach ungläubigem Staunen, warum dort jemand bleiben will, machen wir aus, dass wir mit einer Gruppe an einem Tag hinfahren und mit der Gruppe vom nächsten Tag wieder zurück. 

Früh morgens starten wir mit der Schnellfähre in Puerto Ayora, nach zwei Stunden Fahrt besuchen wir zwei schöne Schnorchelstrände, werden von Riesenschildkröten über“rannt“, und lauschen dem Guide, der von der mysteriösen Geschichte von ein paar „crazy Germans“ aus den 30er Jahren wortreich berichtet: einem Zahnarzt aus Berlin und seiner hörigen Jüngerin, der beweisen wollte, dass man 140 Jahre alt wird, wenn man nur im Einklang mit der Natur und fernab der Zivilisation lebt (und der sich als Vorbereitung auf dieses neue Leben alle Zähne hat ziehen lassen und sich für besondere Anlässe ein Metallgebiss hat anfertigen lassen), einer vermeintlichen Baroness, die mit ihren drei Liebhabern auf der Insel auftauchte und der Familie Wittmer aus Köln, die alle Ereignisse bis heute überdauert hat und maßgeblich zur Entwicklung des Tourismus auf den Galapagosinseln beigetragen hat. Am frühen Nachmittag fährt die Gruppe wieder zurück. 

Wir haben ein Zimmer in einer einfachen, aber sehr liebevoll gemachten Unterkunft. Die ganze Familie kümmert sich um uns und verwöhnt uns mit köstlicher Wassermelone aus dem eigenen Garten. Wir streunern über die staubigen aus dunklem Vulkansand bestehenden Straßen, gehen nochmal, jetzt bei Hochwasser, zur „Loberia“, sitzen in der Nachmittagssonne auf den warmen schwarzen Felsen  und beobachten wie sich Schildkröten und Seehunde über Felsen spülen lassen, über die man bei Niedrigwasser drüber laufen konnte. „Olá, olá!“ im Dorf grüßen uns alle Kinder freudig winkend, alle Leute, denen wir begegnen. Es fühlt sich an, als ob wir die einzigen Besucher hier wären. Am Morgen gibt es Frühstück im hauseigenen Krämerladen, der erstmal gefegt wird, bevor wir reindürfen. Der Laden hat keine Fenster, keine Tür. „Hier ist ja niemand, der was wegnehmen könnte“, sagt unser Hausherr. Recht hat er.

Und es gibt auf Floreana noch das Postfass, nach alter Seefahrertradition. Man steckt was rein und einer, der vorbeikommt (heute die Touristen), nimmt es mit und versucht es an den richtigen Empfänger zu bringen. Na, ob das auch heute noch klappt?! 

Galapagos – Santa Cruz

In Santa Cruz tobt das Leben! Naja – für die ruhigen Galapagosverhältnisse ist hier viel los. Es gibt sogar frisches eiskalt gezapftes Pilsener, Lieblingsbier der Equadorianer, und auch Martins. Puerto Ayora ist das Drehkreuz für die Cruiseships, hier geht’s los und hier endet die Inselrundreise für die meisten Passagiere. Die Schiffe sind klein, meistens nur 16 Gäste und Besatzung. Wir überlegen auch, ob wir das noch anhängen, aber erstens sind sie sehr teuer (Last Minute Angebote gibt es auch noch zu deutlich moderateren Preisen) und zweitens stellen wir fest, dass wir das Meiste sowieso schon gesehen haben und auf Isabela noch sehen werden. Denn vier Wochen Galapagos Inseln, wer macht das schon. Wir! Und ich finde es klasse, es ist ein Traumziel für mich. Und deshalb ein MUSS zum Charles Darwin Research Center zu gehen. Da wir schon soviel gesehn haben und ich auch viel zu Darwin, Humboldt, Bolìvar und dieser Zeit damals gelesen habe, ist das dann doch nur ein sehr kleiner Ausschnitt aus dieser grossartigen Welt.

Wir gehen 3,5 heisse Äquatorkilometer zur Playa Tortoga, angeblich einem der schönsten Strände der Welt. Wer das wohl feststellt? Auch  in unserer Rangliste absolut top. Sehr schön ist schon der Weg dorthin. Es geht über einen gut angelegten Weg durch die dichtbewachsene Natur mit riesigen Opuntien (Kaktusbäumen), jede Menge Vögeln, Eidechsen, eine kleine Schlange haben wir auch gesehen. Dann öffnet sich die Bucht mit 2 km pulverweissem Sand und allen Blau- und Türkistönen. Kein Hotel, keine Strandbar, weit und breit nur Natur, das sieht einmalig aus.

Auch auf dieser Insel besuchen wir die Riesenschildkröten und gehen erst, dann krabbeln wir durch Lavatunnel, die durch verschiedene Vulkanausbrüche entstanden sind. Martin fährt mit dem Fahrrad über einen gut ausgebauten Fahrradweg zurück zum Hafen.

Unterwegs in San Christobal

Fast die ganze Insel ist Naturschutzgebiet. Im Süden gibt es die einzige Straße und den grössten Ort Puerto Baquerizo Moreno. Gleich am Wochenende nach unserer Ankunft gibt es ein großes Fest. 46 Jahre werden gefeiert. Von was? Wissen wir bis heute nicht. Das Fest bringt alle auf die Beine, nur wir verpassen leider den Höhepunkt: Das ganze Dorf tanzt! Aber erstens beginnt am nächsten Morgen früh der Tauchkurs und zweitens ist unser Dinghi kaputt und wir müssen noch ein Bootstaxi erreichen, bevor der letzte Taxifahrer im Festrausch versinkt. Die Zeit hier nutzen wir für einen Trip über die eine Straße mit den dazugehörigen Sehenswürdigkeiten und machen schöne Spaziergänge. ZB. zum von Felsen gesäumten Strand La Loberia, den wir uns mit Schildkröten, Leguanen, Seelöwen und Surfern teilen. Von dort gibt es einen Pfad über die Klippen zum nächsten Kap. Dort fliegen Fregattvögel, Rot- und Blaufusstölpel (die übrigens gar nicht tölpelig sind) herum. Große Schildkröten schwimmen unter uns. Wir müssen aufpassen, das wir nicht auf die schwarzen Leguane, die auf den schwarzen Vulkanfelsen dösen, treten. Sehr schön dort. 

Dann fliegt Victor wieder zurück. Immer traurig, diese Abschiede. Am Tag davor machen wir noch eine 4-Strände-Wanderung. Zuerst zwei heiße Stunden über Felsen und an Mangroven entlang zur Playa Ochoa, auf dem Rückweg ein Schnorchelstop in der Bucht von Las Tijeretas (Fregattvögel), dann Playa Carola und Playa Mann. Im Interpretation Center, zu dessen Gebiet die zwei mittleren Badestellen gehören, kann man nicht nur was zur Geschichte, sondern auch zu der aktuellen Problematik des Archipels erfahren. Lohnenswert.

Am meisten verliebt haben wir uns alle in die Seelöwen! Sie sind überall. Auf Booten, Stege, Straßen, Wegen. Sie sind so lustig anzusehen und anzuhören. Solange bis man einem Bullen, der sein Harem beschützt, zu nahe kommt. Dann gibt es Gebrüll und gefletschte Zähne. 

Kurz vor der Weiterreise machen wir unseren ersten „echten“ Tauchausflug zum vorgelagerten 140 m hohen Felsen Leon Dormido oder Kicker Rock. Ich bin sehr nervös. Dann sehen wir zwei riesige Rochen vorbeischweben, große Schildkröten, Fische Fische Fische und die Nervosität wird weniger. Bis es dunkel wird – wir schwimmen in einen so dichten Schwarm, dass ich denke, wir schwimmen in eine Höhle. Und kommen Haie. Gar nicht weit weg, aber ungerührt schwimmen sie vorbei. Puh! 

Wir nehmen Abschied von unserem Lieblingsbootstaxifahrer Dani, der zu Tränen gerührt ist. Und weiter geht es nach Santa Cruz.