Reiserfahrungen aus Kolumbien, Peru, Bolivien, Ecuador

Trockene Küste, Hochland, Andenhauptkette, tropischer Regenwald, Amazonas Dschungel – diese Haupttopographien haben unsere Reiseländer gemein. Packen für  10 Wochen, mindestens 5 Klimazonen. Wir bekommen alles in 2 gut tragbare Rucksäcke, 35 und 45 Liter und eine Reisetasche plus einen Minirucksack. Wie sich herausstellte eine perfekte Kombination, weil wir auf den verschiedenen Touren immer nur das Nötigste mitschlüren, den Rest in der Reisetasche im Hotel lassen. Im Internet gibt es zig gute Packlisten, aber die Variante mit den verschiedenen Reisetaschen habe ich sonst nicht gefunden.

Wir waren mit Bussen, Minibussen, Jeeps, Mietwagen (echt: kein Problem), Uber, Klapperkisten, Taxi, Tuk-Tuk, Fähren, Flugzeugen von 6 oder 7 verschiedenen Airlines unterwegs und haben uns immer sicher gefühlt. (VIVA Airlines in Kolumbien können wir nicht weiterempfehlen, zuviele miese Billigairline Tricks). Noch ein Airline Trick: die zum  Teil viel günstigeren Inlandsflüge werden in den üblichen internationalen Suchmaschinen und auf den Englisch sprachigen Seiten der Airlines nicht angezeigt, sondern nur auf den jeweiligen nationalen Seiten der Airlines auf Spanisch. Ggf. muss man die URL im Browser auf Spanisch ändern.

Und wir sind gelaufen. Überall. Klar, in den großen Städten gibt es Regionen, wo man als Gringo nix zu suchen hat, zumal Nachts. Wir haben, glaube ich, einen ganz guten Instinkt entwickelt. Fühlt sich eine Gegend komisch an, treten wir sofort einen geordneten Rückzug an.

Je weniger man mitnimmt, umso weniger kann man verlieren. So haben wir auf unsere gute Kamera verzichtet und nur Fotos mit dem Handy gemacht. Im Geldbeutel war immer genug Cash, um ggf. einen Räuber glücklich und damit friedlich zu stimmen. Pässe, Kreditkarten etc. waren anderweitig am Körper.

Beim Essen und Trinken haben wir zunächst nur “geschält, gekocht oder industriell abgepackt” beachtet. Im Laufe der Zeit aber durchaus auch “Streetfood” gegessen. Salat und Wasser (Eiswürfel in Drinks….)  bleiben kritisch. Jeder hat einmal 1-2 Tage Dünnpfiff und Kotzeritis gehabt, ansonsten alles gut.

Die Menschen sind überall sehr freundlich und hilfsbereit. Lydia hat ihr Italienisch “spanisiert” und kommt ganz gut durch. Das hilft. Englisch wird selten gesprochen oder verstanden.

Ansonsten hilft: erst fragen, dann einsteigen.

 

 

Wüste(r) Farbenrausch

Während der Tage in Cochabamba wird uns klar, wir wollen noch in die bolivianische Wüste, Richtung chilenischer Grenze. Nina hatte uns das schon dringend angeraten. Also verlängern wir wieder.

Auf dem Weg nach Uyuni haben wir einen Tag Aufenthalt in La Paz. Was für eine Stadt! Was für eine Topographie! Der Flughafen liegt in El Alto, auf 4000 m Höhe. Die Flugzeuge brauchen in dieser dünnen Luft eine riesig lange Strecke bevor sie abheben können. Bei der Landung berühren sie den Boden bei geschätzt doppeltem Tempo. Das fühlt sich sehr ungewohnt an.

Dann nehmen wir ein Taxi, das uns zur Gondelstation bringt. Mit einer (Ski)Gondel geht es in die Stadt – fast 1000 Höhenmeter runter. Diese Gondelbahnen verbinden die gesamte Stadt und ihre steilen Berge. Es gibt in La Paz also quasi eine O-Bahn. Wir haben versucht das zu fotografieren, dieses verrückte Gefühl kann man einfach nicht wiedergeben.

Abends kommen wir in der Wüstenstadt Uyuni an. Drumherum nur Sand. Staubige Straßen, Wind, kleine flache Häuser. Wir fühlen uns wie in einem alten Western. Auch das, mit Fotos kann man es nicht einfangen.

Dann kommen drei Tage mit Jeeps durch die Wüste und eine Natur-, Farben- und Bilderflut: In den 50ern aufgegebene Züge und Bahnstationen, die größte Salzfläche der Welt, eine „Insel“ in dieser Salzwüste mit 100en Jahre alten Kakteen, funny fotos, aus Salz gebautes Hotel (inkl. Tischen, Stühlen, Betten), Lamas, Anden-Flamingos in 4000 m Höhe, Straußen, verrückte Felsformationen, Geysire auf 5000 m, rote und grüne Lagunen, heiße Quellen unter nächtlich strahlendem Sternenhimmel. Und Unterkünfte mit einem Klo, einem Wasserhahn, keiner Dusche für 25 Leute.

Und höher!

Aus unseren geplanten drei Tagen wurden eineinhalb Wochen Bolivien: In Cochabamba wollten wir Joe, einen Studienfreund von Alexander aus Heidelberg, für ein Wochenende  besuchen. Von La Paz aus betrachtet sind wir erstmal wieder auf 2.600 m nach Cochabamba, der Stadt des ewigen Frühlings, abgestiegen. Tagsüber heiße gut 30 Grad, nachts ca. 18 Grad. Klasse! Joe empfiehlt uns ein sehr schönes Hotel, eine ehemalige Hazienda mitten in der Stadt, zeigt uns die schönsten Kneipen und Restaurants und auch die Papierfirma, in der er arbeitet. Aus riesigen Rollen Rohpapier werden Schulhefte, Ordner und Ähnliches. Die Heidelberger Druckmaschinen sind „natürlich„ vor Ort!

Und Joe hat für sonntags eine Wandertour in den Hausbergen organisiert. Also verlängern wir schon mal….. Zum Eingewöhnen steigen wir zu Christo empor. Die größte Christusstatue Südamerikas steht auf einem Hügel mitten in der Stadt.

Am Sonntag morgen geht es mit ein paar Freunden und einem Bus, vorbei an Lamaherden auf 4.000 m. Von da an zu Fuß weiter. Immer höher natürlich. Bald steht eine ca. 100 m hohe echt steile Felswand vor uns. Da hoch??? Mit so wenig Puste in den Lungen??? Und so viel losem Geröll??? Es gibt nicht wirklich ein Zurück. Unterwegs kommen mir ein paar Tränen der Verzweiflung. Das Gute, durch die kleine Panik merke ich die große Höhe gar nicht mehr.

Nach diesem Aufstieg geht es dann zwischen 4.500 und 5.000 m in einzigartiger Natur und sehr gemach weiter. Am Abend fühlen wir uns so richtig gut.

Höhenrausch Bolivien

Von Puno, noch in Perú, sind wir mit dem Bus über die Grenze nach Bolivien gefahren. Nein, wir sind über die Grenze gelaufen. Denn alle mussten aussteigen, zur Grenzstation gehen, einreisen und 500 m weiter wieder in den Bus einsteigen. Kurz danach waren wir in Copacabana, am Titicacasee. Wir haben. Dann gleich ein Boot bestiegen und sind auf die Isla del Sol gefahren. Diese Insel war in der Mythologie der Inka von großer Bedeutung. Wir fanden das wahrscheinlich höchstgelegene Seezeichen der Welt – für uns sehr eindrucksvoll! Auf der winzigen Insel haben sich der Norden und der Süden seit fast zwei Jahren tief zerstritten- der Norden und größte Teil der Insel ist verbarrikadiert. Wir wollten wissen, warum. Es gab verschiedene Varianten: Es seien religiöse Gründe. Die Südländer hätten auf heiligem Gebiet ein Gebäude errichtet, die Nordleute haben es in die Luft gejagt. Oder: Der Norden will keine Touristen mehr haben und seine heiligen Stätten für sich haben. Oder: Im Norden wird wieder vermehrt Coca angebaut und verarbeitet. Wer weiß….. In einem sehr einfachen Hostel (im Süden) haben wir nach einem schönen Sonnenuntergang übernachtet und sind am nächsten Tag wieder nach Copacabana gefahren. In ein für die Gegend luxuriöses Hotel. Und von dort ging es dann weiter mit dem Bus Richtung La Paz. Aber sooo einfach geht das nicht. Irgendwann am Titicacasee mussten wieder alle aussteigen und der Bus wurde auf eine hölzerne Fähre verfrachtet und über den See geschippert. Alle Passagiere wurden für jeweils 70 Cent in kleinen Wassertaxis ebenfalls auf die andere Seite gebracht. Dann ging’s weiter über die riesige Hochebene bis La Paz. Von da nach Cochabamba mit dem Flugzeug.