AGW WP (all going well, weather permitting)

Das steht auf jeder E-Mail über die mögliche Ankunft, Abfahrt „unseres“ Frachters Minervagracht.

Und jetzt ist es soweit! Zusammen mit 15 anderen Booten, von denen wir zwei sogar gut kennen, ist Cheglia geladen worden und der Frachter ist heute morgen – unserer Zeit- in Auckland losgefahren. Kurs Papeete/ Tahiti.

Wir sind jetzt doch sehr froh, dass alles so gekommen ist. Erst haben wir noch überlegt und mit Sevenstars versucht zu sprechen, ob wir nicht doch aus dem Vertrag kommen und nach Hause segeln. Aber so wie sich die Lage zur Zeit darstellt? Man kann nirgendwo ankommen, alle Grenzen sind dicht und noch schlimmer und wahrscheinlich viel nachhaltiger ist die Stimmung. Die Segler sind nirgendwo mehr willkommen. Das ist, was wir von Anderen hören, die irgendwo im Pazifik auf ihren Booten festsitzen. In der Karibik ist es ganz schwierig, der erste Hurrikan hat sich schon formiert und es werden ziemlich sicher mehr werden.

 

 

Cheglia allein unterwegs

Unser norwegischer Segelfreund Hårvart und der Neuseeländer Peter, ein professioneller Skipper, sind heute Nacht unserer Zeit mit Cheglia in Opua losgefahren und gerade in Auckland angekommen. Der Frachter ist in Australien ebenfalls losgefahren und wird voraussichtlich Donnerstag Abend ebenfalls dort seinen Anker werfen. Peter und Hårvart erledigen inzwischen die restlichen Zollformalitäten und warten auf das „Go!“. Dann werden sie Cheglia an den Frachter fahren und ab geht die Reise nach Southampton. Dort werden sie nach 6-8 Wochen ankommen. Und wir können das bis dahin hoffentlich auch 🙁

Wir waren lange Zeit unsicher, haben überlegt und uns erkundigt, ob wir den Frachtertransport irgendwie rückgängig machen können und weitersegeln. Und jetzt sind wir doch sehr froh, dass wir den Platz haben. Viele hängen z Zt. irgendwo weit weg fest und wären auch froh, ihre Boote wieder näher an zuhause zu haben. Eine Reise wie wir sie in den letzten Jahren erleben konnten,  scheint für eine ganze Weile so kaum noch möglich zu sein. Also – dass Cheglia dann bald wieder erst in England und dann wahrscheinlich Frankreich sein wird, ist sehr beruhigend.

Der letzte LH Flug Auckland – Frankfurt

Und Martin ist mit dabei! In Auckland wird der Sky Tower in den den deutschen Farben angestrahlt, denn es ist der letzte Repatriationflug des Auswärtigen Amtes. Als Dank fliegt der Lufthansa-Kaptitän eine Ehrenrunde in niedriger Höhe über die Stadt und meldet sich ganz gerührt bei den Passagieren. Nicht nur wegen dieser besonderen Situation, sondern auch weil es der wahrscheinlich letzte Flug dieser A 380 „Deutschland“ ist. In Frankfurt wird sie dann geparkt und – aus.

https://www.tvnz.co.nz/one-news/new-zealand/sky-tower-glows-in-colours-germanys-flag-mark-repatriation-flight

Martin hat Glück – alle „Älteren“ werden ins Oberdeck und in die Business Klasse umgeleitet. Dort gibt es zwar nur Minimal-Service, aber ein Bett! Knapp 12 Stunden nach Bangkok, nur einmal auftanken, kein Aussteigen, eine Stunde später geht es weiter. Nochmal 11 Stunden. Der wahrscheinlich schnellste Flug um die halbe Welt.

Und um 12.00 Uhr mittags kommt er dann endlich auch durch die Tür in das Ankunftsterminal…. Zwei Stunden dauert es von Landung zu „richtig ankommen“. Nur 50 Passagiere dürfen das Flugzeug verlassen, warten, dann die nächsten 50. Das dauert….

Und jetzt sind wir beide wieder in unserem festen, geerdeten Zuhause!

Und jetzt??? Neuseeland und Corona

Vier Monate. Fast nichts Neues von uns. Sorry, sorry! Die Beschwerden sind angekommen…

Anfang Dezember sind wir in unserem fast leeren Haus angekommen – ein schönes und komisches Gefühl! Dann das Haus für die ganze Familie weihnachtsfertig zu bekommen, war ne kleine Aufgabe.

Im Januar haben wir Familie und Freunde zwischen Mecklenburg und Norditalien besucht – mit dem neuen Auto gleich 5000 km unterwegs gewesen! Und Anfang Februar waren wir mit allen Söhnen, einer Freundin (und Hund) eine Woche im Skiurlaub. Wie schön, alle wieder um sich zu haben!

Und dort hat mich der Bandscheibenvorfall erwischt – au au au!!! Dieser kleine Vorfall (im Sinne: dieses Ereignis) hat dafür gesorgt, dass Martin allein zurück nach Neuseeland geflogen ist, um sich um die Fertigstellung der Arbeiten zu kümmern. 24 Stunden fliegen war für mich undenkbar. Bis heute kann ich nicht länger als ne halbe Stunde sitzen, und diesen Luxus habe ich auch erst seit ner guten Woche. Was übrigens auch das Schreiben unserer Seite beeinträchtigt hat (ok, keine echte Entschuldigung). Durch meine endlosen therapeutischen Spaziergänge konnte ich dafür mal wieder so richtig erleben, wie sich der wunderschöne Frühling entfaltet.

Theater in Wiesbaden

Wir hatten immer noch hin und her überlegt – weiter segeln? Teilzeit, -abschnitte vielleicht? Frachter? Corona wurde immer stärker und wir dachten – ok – segeln/reisen wird schwierig werden. Wer weiss wie lange?? Wir buchen jetzt den Frachter, dann haben wir Cheglia wenigstens wieder in Europa, also UK :((     Gesagt, getan.

Doch der ETA in Auckland begann sich immer weiter nach hinten zu verschieben: Irgendwann der Stand – 16. April. Doof, ja, aber noch akzeptabel. Ich habe den Frachter auf marinetraffic verfolgt und wurde letzte Woche mehr und mehr skeptisch als er sich von der australischen Westküste gar nicht mehr weiterbewegte. Habe Donnerstag angerufen -„Nein, alles im Zeitplan….!“ Am Freitag nachmittag kommt die Email: Es tut uns sehr leid….. irgendwie fadenscheinige Begründungen ….ETA Auckland 3. Mai! Oder gar nicht in den nächsten Monaten, war mein erster Gedanke! Kurz und gut, Martin hat den Marinaplatz für ein Jahr verlängert (mit monatlicher Kündigungsoption) und zwei von unseren Pazifiksegelfreunden, die auch dort festhängen, haben angeboten Cheglia zu übernehmen und am Tag X zum Frachter zu fahren. Und Martin steht auf der Liste vom Auswärtigen Amt für die Rückholaktion. Soooo ist das bei uns.

Das Schöne ist – die letzten drei Jahre konnten wir unbefangen und frei durch die Weltgeschichte segeln! Was für ein Geschenk. Sowieso. Und jetzt erst recht. Wir hatten wieder unser  🍀 !

N.Z. : Nature is king!

Nach unserer Ankunft brauchen wir erstmal ein paar Tage, bzw. Nächte zum Ausschlafen, geniessen wohlgefüllte feinsaubere Supermärkte…. Und schauen uns die Gegend um Opua an. Gleich der erste Eindruck – dieses Land ist überwältigend schön. Es gibt äussert gut gepflegte Wanderwege, auf denen wir nach so langen Zeiten mit wenig Beinarbeit zuerst ganz schön zu tun haben, um sie zu bewältigen. Und es gibt auch Lydias Freund Bob vom Marina Rental Car. Wir haben die gute alte Strassenkarte und fahren einfach mal über Land, die hügelige Landschaft ist abwechlungsreich. Hier war alles voller Kauri Urwald. Diese Baumriesen und Heiligtümer der Maori wurden abgeholzt, Farmen haben die Wälder abgelöst. Traurig, über hundert Jahre her und unumkehrbar. Die Dörfer und kleinen Städte sind ziemlich enttäuschend potthässlich, man muss aber nur in die Perepherie, in die schönen Wohngebiete fahren, da finden wir nette Bed-and-Breakfast Unterkünfte.

Und dann geht es auch schon langsam Richtung Auckland und Flughafen….

Segeln von Tonga nach Neuseeland

Also – wir warten. Freunde von uns bekommen plötzlich die große Unruhe. Wir bremsen sie immer wieder, zum Glück wie sich später herausstellt. Und plötzlich dreht der Wind und es sieht gut aus, zumindest für die erste Strecke bis zu den Minerva Reefs. Los gehts. Mit viel Wind rauschen wir in schneller Fahrt ins Minerva Reef North. Bald liegen 28 Boote dort! So ein eindrucksvoller „Hafen“. Bei Ebbe kann man das Riff sehen, es ist fast 500 m breit und man kann sogar drauf rumspazieren. Der Wind zischt natürlich drüber hinweg, aber die Wellen sind gebrochen. Drei Tage lang strammer Südwind. Ein Boot versucht es trotzdem und dreht nach 24 Stunden entnervt, erschöpft um und kommt wieder zurück. 5-6 Meter hohe Wellen von vorn, kein Vorwärtskommen. Ein paar andere Boote haben sich auf eine für uns komplett unverständliche Empfehlung von weatherBob verlassen und kämpfen fünf Tage gegen Sturm und Wellen mit Kurs NW, also mehr zurück als vorwärts! Um dann später 4 Tage durch die Flaute zu motoren. Fast alle anderen Boote aus dem „Minerva Yacht Club“ verlassen -wie wir – am 1./2. November innerhalb von 36 Stunden das Riff Richtung Neuseeland. 

Wir starten erst hoch am Wind, die Dünung vom Sturm ist noch da, also erstmal 48 nicht so gemütliche Stunden. Dann kommt der Wind rum aus Richtung Osten und lässt nach. Machen wir mal den Motor an…..  Nix geht!

Erst denken wir auch, Sch…. Unsere norwegischen Segelfreunde von Alutia, Mille Momenti ( die beiden anderen Boreal) und Malisa werden sofort aktiv. Malisa schreibt, wir drehen um und kommen die 30 nm wieder zurück und helfen Euch mit Starterbatterie oder Reparatur. Alutia und Mille Momenti tauschen sich über einen passenden Startermotor aus und versuchen über Norwegen einen schon nach Neuseeland zu bestellen. Dann taucht der deutsche Katamaran Belena (das einzige Boot, das wir unterwegs sehen!) wie von Wunderhand auf. Wir funken sie an, sie bauen sofort ihre Starterbatterie aus und wir machen das Dinghy klar. Mitten im Pazifik. Zwar wenig Wind, aber immer noch hohe Dünung. Das kleine Gummiboot mit Martin drin…. bis wir den Outbord dranhaben, die schwere Batterie hoch und runter, das Dinghy von Bord und wieder an Bord…. Und wir bekommen von Benno und Marlene noch zwei Kanister mit Trinkwasser. Nach dieser Aktion sind wir beide fix und alle. Und gebracht hat sie nix. Außer – die wunderbare Erfahrung von soviel Unterstützung und Hilfe und – Klarheit. Es bleibt nix als segeln. Und dann haben wir unsere schönste lange Passage. Ein paar Stunden ist Flaute, wir nehmen die Segel runter und genießen einen Kaffee und lesen in der Sonne. Meine einzige Sorge ist nur, dass wir so langsam sind, dass uns das nächste Tief noch auf die Nase haut. Aber dann gehts weiter, mal ne ganze Nacht mit nicht mal zwei Knoten, mal gehts zügig voran… Mein Bruder kümmert sich mit seinen Nachrichten ganz wunderbar um unser seelisches Wohlbefinden, unsere Segelfreunde sind mit Positionsmeldungen bei uns. Allen noch mal ein dickes DANKESCHÖN.

Mit der letzen Brise erreichen wir abends um 22.00 eine ruhige („da sind bestimmt kaum Boote drin, wir haben Platz, falls was schief geht“) Bucht und lassen unter Segeln in der Bay of Islands den Anker fallen. Am nächsten Morgen staunen wir nicht schlecht über 100e Boote in unserer Bucht. Dann kommt Bruce mit seinem Dinghy und schleppt uns in die Marina. Und wir sind da!!!

Am Abend gibt es gleich eine große Party im „Cruiser Club“ in der Marina – die Princess of the Pacific Party. Große Erleichterung und dementsprechend ausgelassene Stimmung bei allen, bei manchen (äähmm, wem wohl ?!!) bis in den frühen Morgen…

Tonga nach Neuseeland – eine knackige Passage

Es sind nur etwas über 1000 NM (knapp 2000km), bei idealen Bedingungen 6 – 7 Tage. Aber das ist schon das Problem: es gibt seltenst ideale Bedingungen. Ziemlich genau alle 5 Tage kommt ein mehr oder weniger heftiges Tiefdruckgebiet aus Australien angerauscht, der Wind deht unweigerlich auf Südwest, genau aus der Richtung in die wir eigentlich wollen. Segeln bei viel Wind sind wir gewohnt, Segeln in hohen Wellen kann Cheglia auch. Aber gegenan 5 Meter Südpazifik Wellen, die Dinger haben von der Antartis aus ungebremst Anlauf genommen, UND Wind von vorn muss wirklich nicht sein. Die Idee ist, zunächst nach Westen loszufahren, während das eine Tiefe noch seine Kapriolen um Neuseeland schlägt, und dann hinter dem ersten Tief, aber bitte vor dem zweiten, bereits um die Nordspitze von Neuseeland herum zu sein. Das macht den Trip natürlich weiter (und damit länger).

Nach den ersten 200 NM liegt das Minerva Reef. Knapp an der Wasseroberfläche schliesst ein Ringriff einen perfekten Ankerplatz ein, mitten im Ozean, kein Land weit und breit. Da würden wir schon gern mal eine Nacht verbringen. Aber das hängt, klar, vom Wetter ab.

Voilla, alle Segler reden nur noch übers Wetter, die Scheisshausparollen werden weitergereicht, jeder hat oder kennt oder glaubt einen Wetterguru zu kennen, der das Wetter noch besser einschätzen kann als man selbst. Meteo Bob aus Neuseeland, oder Chris aus Florida? Alutia hat den einen, wir den anderen Guru. Wir müssen dadurch, der Guru bleibt vor seinem  Rechner und seinen Wetter-Modellen sitzen. Win/r/d schon werden.