In Neiafu auf Tonga angekommen

Cheglia is here Lat-18.651845 Lon-173.995453 Alt+072ft GPS Sats seen 11 2019-09-15 00:30UTC http://map.iridium.com/m?lat=-18.651845&lon=-173.995453 Sent via Iridium GO!

Von Niue hierher war recht entspanntes Segeln, moderater Wind und Wellen.

Das Königreich Tonga teilt sich in drei Inselgruppen auf, Nord (Vavau) Süd (Tongatapu) und Mitte (Haapai) Im Norden liegt unser erster Hafen, Neiafu, gleich hinter der Datumsgrenze. Wir haben unterwegs den ganzen Samstag ‚verloren’ und kommen somit Sonntag mittags an und müssen hier einklarieren. Hier bedeutet Sonntag und Feiertag noch etwas. Alles dicht. Nichts erlaubt. Und diese Woche wird dann auch gleich noch zwei Feiertage haben … Dieses Unterfangen (Customs, Immigration, Waste Management, Tourismus Behörde) hat uns am Montag mal eben 8 Stunden beschäftigt, zum Teil durch blöde Entscheidungen des Kapitäns verursacht, zum Teil dem Umstand geschuldet, das Montags besonders viele Boote ein- und auslaufen wollen, inklusive des Kreutzfahrtschiffes ‚Paul Gaugin’. Die Dinger haben, leider, immer Vorfahrt ….

Heute, Dienstag, ist der Geburtstag des Prinzen. Wir machen es wie die Einheimischen. Den ganzen Tag über so gut wie nichts … 🙂

Niue – Felsen im Pazifik

Hello – Fakaalofa lahi atu! „Das war niuenesisch!“

Eines ist klar – das Wasser rund um Niue. Es ist unfassbar durchsichtig und tiefblau.

Niue ist eins der kleinsten Länder und eine der grössten Koralleninseln der Welt – The Rock of Polynesia. Die Insel hat kein Ringriff, sondern besteht eigentlich nur aus einem ca. 30 m hohen Felsen und liegt da mitten im Pazifik. Wind und Wellen haben über die Jahrtausende rundherum Einschnitte, Löcher und Höhlen in den Korallenfelsen gefressen. Strände gibt es fast nicht. Aber sehr freundliche Menschen, eine Ringstrasse mit vielen Schlaglöchern und gut 60 km Länge, einen Supermarkt und einen Duty-free-Getränkeshop, wie uns alle immer wieder sehr ans Herz legen.

Nach acht sehr aufregenden und anstrengenden Tage kommen wir an. Es ist ruhiges Wetter und wir finden ohne Probleme eine Mooring-Boje. Ankern geht nicht, dafür ist es zu tief – 30 m sind es unter unserem Boot und wir können bis auf den Grund sehen!

Müde und glücklich haben wir noch eine Aufgabe vor uns – das Dinghy und uns selbst an Land zu bringen. Das geht in Niue nur mit einem Kran: Mit dem Dinghy Richtung Hafenmole fahren, Kran rüberziehen, Dinghy dranhängen und hochziehen. Dann auf einem Wagen vom NYC (nein, nicht NY City – Niue Yacht Club!) aus dem Weg fahren und parken. Das geschafft, gibt’s Lunch und gleich ne Flasche Wein im kleinen Restaurant vom Ex-Bürgermeister von Wellington.

Mit Olav und Birgitte mieten wir ein Auto und umrunden die Insel mit ihren spektakulären Ausblicken, Blowholes, durch die die Wellen in die Höhe schiessen, wir klettern in Höhlen und schwimmen im fast Stockdunklen durch kühles unter/überirdisches Frischwasser, steigen eine steile Leiter zu einer „Oase“ mit Palmen auf weissem Sand hinunter und kraxeln über Felsen, um die Wellen vom Ozean hereinkrachen zu sehen.  Nach fünf Tagen auf dieser entspannten Insel droht der nächste Wetterumschwung (an den Rhythmus haben wir uns inzwischen gewöhnt), wir lichten den Anker und – ab ins Königreich Tonga.

Von Maupihaa nach Palmerston, Cook Inseln

Palmerston, ein kleines Atoll der südlichen Cook Inseln, liegt am Wegesrand nach Niue.

Der Weg hierher ist nicht ohne. Windstärke 8, dementsprechende Windwellen aus Osten und ein zweites Wellensystem von den südlichen Winterstürmen ergeben eine beindruckende Waschmaschine. Cheglia kann das und surft durch die Wellensysteme.  Das ist Jammern auf hohem Niveau. Zum einen im direkten Wortsinn auf 5 Meter Wellenhöhe. Zum anderen, weil wir MIT Wind und Wellen unterwegs sind. Dagegen an fahren? Unmöglich. Lydia meint, sie schaut sowieso lieber nach vorn , denn wenn sie nach hinten schaut, sehen die Wellen einfach riesig aus, das stresst.

Prompt legen wir einen Sonnenschuss hin. Wind und eine besonders hohe Welle vertreiben das Boot quer, sofort kommt eine zweite hinterher und schüttelt uns ordentlich durch. Cheglia richtet sich aus beträchtlicher Schräglage wieder auf und segelt weiter.

Puh, Glück gehabt, denke ich noch, als wir bemerken, dass der Autopilot bei weitem nicht mehr so vehement zu Werke geht, wie zuvor. Bislang hat das Ding brilliant gesteuert. 1000de Wellen, immer wieder sauber genommen. Wir könnten auf den langen  Abschnitten nicht tagelang selbst steuern, viel zu anspruchsvoll und anstrengend. Und jetzt zickt er. Das Ruder bewegt sich nicht sehr weit, fühlt sich an, als wenn wir nach Steuerbord nicht so weit lenken können wie nach Backbord. Also tauschen wir den Autopiloten.  Cheglia hat zwei redundante Systeme. Sch…. aber das Ruder bewegt sich immer noch nicht geschmeidig. Der Autopilot wars demnach nicht. Noch 50 Meilen, bis Palmerston, 10 Stunden in Schleichfahrt, wir wissen ja noch nicht was kaputt ist. Kurz nach Mitternacht kommen wir an.
Ein Atoll im Pazifik! So ein romantischer Quatsch. Der letzte Rest Mond hat sich gerade verzogen, der Wind nochmal zugelegt. Im Pechschwarzen fahren wir auf ein Riff zu, davor sollen ein paar Moorings (am Boden befestigte Bojen zum Anlegen) liegen. Aber wo? In der Karte steht keine genaue Position; wir trauen uns nicht näher heran. Erst neulich haben wir eine ehemals stolze Yacht auf einem Riff liegen sehen. Nicht schön. Radar! Damit können wir auf den Meter genau ablesen, wie weit es noch zu dem anderen Boot und zum Riff ist…. wir kriechen heran und im zweiten Anlauf erwischen wir die Boje, liegen fest. Ankerbier, bitte.

Endlich Ruhe, hinter Insel und Riff geduckt, gemütlich ausschlafen – denkste. 3 Stunden später, gegen 5 Uhr morgens, der Kahn wackelt so komisch, etwas stimmt nicht. Hoppla, wir treiben aufs offene Meer hinaus. Die Ankerlichter der anderen drei Boote in weiter Ferne. Dieser ganze Mooring Mist hängt immer noch vorn am Boot, wir haben es einfach aus dem Meeresboden gezogen. Später lernen wir von Edward, dass diese Mooring gerade gewartet wird, und wir „nur“ an einem 50 Kilo Ersatz-Anker gehangen haben. Klasse. Wir hatten beim Festmachen die Mooring „überprüft“: Boot festbinden und dann Vollgas zurück. Hält. Gut.
Tja, 3 Stunden später haben wir den Salat. Wir warten auf Tageslicht, checken die Lage und müssen uns leider von Edward‘s Ankergeschirr verabschieden. Ruht jetzt auf 1000 Meter Tiefe.
Wir fahren zurück und ankern an gleicher Stelle mit unserem eigenen Anker. Fühlt sich gleich viel sicherer an.
Wie war das mit dem Ruder? Später, erstmal schlafen.

Der nächste Tag bringt mehr und mehr Wind. Lydi wird am Anker seekrank! Edward kommt vorbei, wir wollen ihm doch noch was Gutes tun, nachdem er seinen Anker und seine Kette verloren hat. Wir schenken ihm unseren alten, aber funktionsfähigen Aussenborder. Dann dreht der Wind, wir treiben immer näher aufs Riff. Also – Anker hoch und los. Nach Niue…..

Geburtstag auf Maupihaa

Der Wind hält uns auf Maupihaa fest und wir feiern Martins 2×30. Geburtstag zusammen mit Birgitte und Olav aus Norwegen, die ihn schon morgens mit festlich geflaggtem Boot und Dinghi mit einem guten Fläschchen feiern. Dann haben Marcello, Adrienne, Faimanu und Karina einen Kaffeetisch am Strand reich beladen und von mir gibt es – oh Wunder! – eine Sachertorte! Drei andere Boote kommen an und abends gibt es Geburtstagsgelage bei uns an Bord!

„E mahana oaoa, te mahana fanau ra‘a, e mahana pupu o, e faátau archaisch, no roto i te au taeaé. Te here, te tumu, te tupu, te huru o te nuna‘a, mau au te ao, oe vai vai ae é nei.“

It‘s a happy day, the birthday, it‘s a gift day, best wishes  from the buttom of my heart. Love is the reason that the world exists and the world is the foundation  for each new life, this is why you were born.“

 

Von Maupiti nach Maupihaa

Unsere Mitfahrerin Maureen kommt mit ihren beiden Schwestern („Eine ist eigentlich mein Bruder“) und ihrem kleinen herzzerreißend weinenden Sohn an Bord. Wollen sie alle mit? Nein, der Kleine muss mit Tanten und Oma bleiben, um in Maupiti in die Schule zu gehen. Er wird seine Mutter wochenlang nicht mehr sehen. Die „fünf Pakete“ werden eine kleine Truckladung voll, von Baguette bis Scooter-Ersatzreifen ist ALLES dabei. Und für alle Familien auf der Insel. Wir kennen bei unserer Ankunft und nach dem Ausladen also fast alle schon, zumindest alle kennen uns!

Maupelia oder Maupihaa auf Tahitianisch, liegt nochmal 105 NM = 190 km weiter westlich als unsere letzte Insel. Ich glaube, noch mehr mitten im Pazifik kann man gar nicht mehr sein. Bewohnt von nur 28 Menschen, die ausschließlich vom Kopra (Kokosnuss) Abbau leben. Sie stammen alle aus Maupiti.

Früher gab es hier im wilden Westen schon mal mächtig Stunk zwischen den verschiedenen Familien, deshalb wurde die Kooperation gegründet. Unter einer strengen Präsidentin wird zugeteilt, aufgepasst, Kopra auf- und nach Tahiti verkauft.

Zusammen mit unseren norwegischen Freunden, Birgitte und Olaf von SV ALUTI haben wir eine Tonne Lebensmittel und andere ‘affairs’ (Pakete) angeliefert. Zum Dank sind wir am ersten Abend bei Marcello und seiner Familie zum Essen eingeladen.

Marcello war früher Präsident der Kooperation. Und eine seiner Töchter, Faimanu, spricht richtig gutes Englisch. Daher wissen wir jetzt alles über die Kopra Arbeit, die Kooperation, die 200 Laufenden Meter Landzuteilung je Kooperationsmitglied. Marcello, seiner Frau Adrienne, den erwachsenen Töchter Carina und Faimanu ‘gehören’ 800 Meter wilde Kokusnuss Plantagen. Hier erarbeitet das Familienteam jährlich zwischen 8 und 12 Tonnen Copra. Der Jahreserlös beträgt 12.000€. Für die ganze Familie. Und sie gehören damit zu den Besserverdienern.

Allerdings verbunden mit vielen Entbehrungen. Das Versorgungsschiff kommt nur einmal im Jahr, das Speedboat, alle 3-4 Monate, es gibt 1 (!)  Satellitentelefon der Kooperation; die Telefoneinheiten müssen erst bezahlt werden, wenn das Kopra abgerechnet wurde. Es gibt kein Geld auf Maupelia. Transport Leistungen werden mit Hummern bezahlt. Oder wie bei uns, mit Einladungen zum Essen, Fisch wird ans Boot geliefert, wo immer wir sind, kommen all unsere „Freunde“ und bringen uns Kokuswasser o. Ä. Birgitte, Lydia und Martin schwelgen in Hummer und Riesenkokos-Krabben. Olav hat eine Allergie, der Arme, d.h. die anderen 3 ‘müssen’ umso mehr futtern.

So wie wir nehmen Segler regelmäßig dringend Benötigtes oder dringend Gewünschtes mit. Marcelo hat sich bislang dem Wunsch der Töchter nach einem Fernsehen widersetzt. Er meint, dann würde nicht mehr genug Copra produziert. Die Töchter kichern und geben im Recht.

Nach Niue sicher unterwegs nach dramatischem Aufenthalt in Palmerston

SATCOM Nachrichten der letzten Tage:

„Nach 3 Std Schlaf springt M auf, Bewegung ist komisch.Waren schon 3 nm raus gedriftet!Mit Mooring im Schlepptau.Auf Sonne gewartet,befreit,jetzt wd Anker!“

„Waren schon unterwegs nach Niue. Aufs offene Meer getrieben. Jetzt alles OK. Danke für s viele Daumendrücken! “

„Ja, gut ausgeschlafen. Heute viel Regen, viel Wind, viele Wellen. Sogar am Anker kann man keine Tasse stehen lassen. “

„Ursache für Problem mit Ruder gefunden. Martin arbeitet gerade dran und  bekommt das hin ;))“

„Vor Dunkelheit noch los. Wetter immer schlechter. Wollten nicht nachts auf Riff treiben! Konnten kein einziges Mal an Land gehen. Das waren die Cook Islands :(“

„Wir sind wieder unterwegs. Ankerstelle durch Winddreher nicht mehr sicher. Fahren nach Niue, sollten Sonntag Abend Deiner Zeit dort ankommen. Flieg los!“ (Fr 06.09.2019 05:09)

„Die See ist viel ruhiger als der Abschnitt vorher. Bin echt froh! Liebe Gruesse an alle L. – M schlaeft“ (letzte Nachricht, Sa 07.09.2019 09:23, deutscher Zeit)

„Einen richtigen Hafen gibt’s in Niue nicht. Aber NYC! Niue Yacht Club, der Mooring Bojen zum festmachen hat. Und diesmal werden wir NACH Sonnenaufgang ankommen.“

„Freuen uns schon sehr aufs Ankommen und aufs Internet mal wieder! Einsamkeit ist sehr schön. Und wieder mehr Leben auch – yeahhh!!!“

 

In Palmerston sicher angekommen, aber Ruder macht Probleme

SATCOM-Nachrichten von Cheglia am 4.9.2019 ab 4 Uhr morgens deutscher Zeit:

„Wir haben einen Schaden am Ruder. Können bislang weiterfahren. Noch 50 NM bis Palmerston Atoll. Und wir haben Freunde 7 NM hinter uns. See ist sehr rau. Wir schauen uns den „Parkplatz“ mal an, dann entscheiden wir.“
„So, in Palmerston angekommen. Schwieriges Manöver, viel Wind, und das Riff keine 30 Meter dahinter👍„
„Ja, bin erledigt. War 3,5 Tage Rock n Roll in hohen Wellen. Cheglia meistert das souverän. Dann hier mit viel Wind i pechschwarzer Nacht festmachen. Jetzt, alles gut!“

Gegen 14 Uhr deutscher Zeit, 2 Uhr morgens auf dem Atoll, kam die letzte Nachricht.