Guadeloupe – St. Kitts / Nevis – St. Barth – Sint Marteen

Von Dominica segeln wir nach Guadeloupe, genau nach Basse-Terre, französisches Übersee Territorium. Soll dem französischen Staat einen ordentlichen Teil seines Budgetdefizits verursachen, wie ein netter Däne erklärte. Dort waren wir drei Tage Motorstarterbatterie gebunden, „kommt vom anderen Lager, ist bestimmt morgen früh da …..“ Sonst haben wir leider von der Insel gar nicht so viel gesehen, müssen also gelegentlich zurück. Aber nach einigen Tagen Ankerbuchten haben wir das Marinaleben auch mal wieder genossen.

Ein Top Tipp von Michel (hatten wir in Cascais kennengelernt) vom Katamaran SPICA, war Nevis, im winzigen Inselstaat St. Kitts / Nevis, offiziell heißt es jetzt St. Christopher.

Halt! Jetzt legen wir ab nach Anguilla…. Keine Zeit zum weiterschreiben, wir müssen das Öffnen einer Brücke abpassen….

365 Tage Regen….

…. und 365 Flüsse auf einer kleinen Insel. Das ist Dominica – betont wird es Dominiiiica – die grünste und fruchtbarste Insel in der Karibik. Wir haben gelesen, es gäbe keine einzige Flache, ebene Stelle, gesehen haben wir auch keine. Also entweder steil hoch oder steil runter geht’s. Wir haben zwei Touren gemacht. Die erste von der Hauptstadt Roseau aus, mit dem Bus und unseren Guide Seacat. Der war schon ne Type für sich und hat uns den Weg zu verschiedenen Wasserfällen, natürlich mit Badestop in genau diesen, gezeigt und zwischendurch immer wieder angehalten, um entweder „his friend“ oder „his brother“ lautstark zu begrüßen. Und vor allem, um uns immer wieder irgendwelche Köstlichkeiten von den Büschen und Bäumen zu pflücken: frische Kakaobohnen (M&M’s hat er sie gennant), Kokosnüsse, Papayas, Zitronengras, Muskat, Zimt….. Wir sind durch eine Schlucht geschwommen (ein Drehort für „Fluch der Karibik“) und über Felsen einen Wasserfall hochgeklettert bis wir weit genug oben in heißen Quellen im kühlem Wasserfall baden konnten! Die blubbernden Schwefelquellen sind kochend heiß, die konnten wir nur ansehen und – riechen.
Wir sind dann ein paar Seemeilen weiter nach Portsmouth getockert, dort haben wir eine weitere Tour gemacht – mit Alexis. Mit ihm sind wir einen der Flüsse hochgefahren, Regenwald pur. Ist so schön, dass man es mit Worten und Fotos gar nicht gut wiedergeben kann. Alexis hat uns dann zu der kleinem Farm seines „like a Brother“ gebracht, dort gab es kaltes Bier für Martin, „Dynamite“ – Rumpunsch – für Victor, frischen Maracuja-Saft für Nina und frischen Sorrel-Saft (rote Frucht und ähnlich wie Hibiskus, gekocht mit Zimt und Ingwer) für Lydia.

Gegensätze – sie ziehen an!

St. Lucia

Martinique

Nach der Ankunft in Rodney Bay Marina auf St. Lucia waren erstmal ein paar Tage ausruhen angesagt. Mit vier Leuten an Bord sind die Nachtwachen (zwei Stunden Wache, sechs Stunden Pause) natürlich um ein Vielfaches entspannter als nur mit zweien (alle drei Stunden abwechseln).  Aber Martin als Skipper schläft immer nur mit einem Auge/Ohr. Bei der kleinsten Veränderung von Wind, Wellen, Bootsgeräuschen steht er an Deck! Er sah kein bißchen müde aus bei der Ankunft, aber die Ruhe und vor allem Entspannung danach brauchte er.

Zwischendrin haben wir St. Lucia in kleineren und dann etwas größeren Kreisen erkundet. Die Gegensätze zwischen dem Leben der Einheimischen und dem der Touristen in ihren Luxus-, Honeymoon-Resorts, Hotels und Kreuzfahrtschiffen sind riesig. Dementsprechend und aus unserer Sicht völlig verständlich ist alles durchtouristisiert, sprich: alles kostet Geld. Wir wollten das Wahrzeichen der Insel, einen der Pitons ersteigen, das hätte uns mit Mietwagen, Eintrittsgebühr und obligatorischem Führer zu zweit gut 250 US$ gekostet! Wir haben uns entschieden, das Regenwald-Abenteuer auf die Insel Dominica zu verschieben.

Wirklich schön ist Marigot Bay und dort vor allem Martins neuer Lieblingsfriseur…..

Auf Martinique – unserer nächsten Insel – war es ähnlich, aber insofern noch anders, als dass diese Insel ein französisches Departement ist – der südlichste Vorort von Paris. Die Insel ist übrigens auch, wie die anderen französischen Überseegebiete, auf den Euro-Scheinen zu finden. Am ersten Morgen in Fort de France sind wir mit unserem Dinghi an Land gefahren und haben uns auf frisches Baguette und Croissants gefreut. Fehlanzeige. Die Stadt war geflutet mit den 1000en von zwei grossen Kreuzfahrtschiffen und dementsprechend endlos vielen Läden mit endlos viel Schund. Und wir fühlten uns ein wenig wie in Kapstadt, überall Zäune, Absperrungen, nach Einbruch der Dunkelheit (und Abfahrt der Kreuzfahrtschiffe) niemand mehr auf den Strassen, alles fest verriegelt und verrammelt. Restaurants? Entweder französisch, teuer oder einheimisch und naja. Wir wollten nach Fort de France, weil wir einen Check für unseren Motor brauchten. Das hat karibisch lang gedauert und der empfohlene Motorexperte ist eben dort. Sein Anlegepier (s.Fotos) war eindrucksvoll – wir die ganze Stadt.

Wir konnten dann endlich weitersegeln, nur zwei Stunden in die überübernächste Bucht Anses d’Arlets – wunderbar! Kleines Örtchen, kein Supermarkt, eine schöne Kirche, zwei Restaurants, ein schöner Berg zum hochsteigen – wir sind wieder versöhnt mit Martinique!

Und vor allem kommen Victor uns Nina hier an Bord……

 

Transatlantische Erfahrungen

Als erstes gab es viele Vorbereitungen – Tanks voll? Wasser und Diesel? Alles gut – d.h.  herum-flieg-sicher, die wichtigen Dinge griffbereit usw. – verstaut? Angelausrüstung komplett? Wach- und Aufgabenplan  absprechen, Verpflegungsplanung (plötzlich nicht mehr für eineinhalb Esser, sondern für vier ausgewachsene Kerle), einkaufen in grossen Mengen, vorkochen für die ersten drei Tage auf See, Brot backen, auch hier wo und wie alles am besten verstauen? Und dann kam der Abschied (meiner doch etwas tränenreicher) – ich ins Taxi zum Flughafen, kurz danach starten die vier Männer Richtung Atlantik…..

Die ersten drei Tage sind fotolos – es hat gestürmt, um die Kaps der Kap Verden herum waren die Wellen hoch und unregelmäßig, es war ein sehr anstrengender Start! Die Folge – vorkochen war überflüssig, Essen ging nicht wirklich runter, und nach drei Tagen, als es ruhiger wurde, ging fast alles über Bord. Wie auch das meiste der frischen Sachen aus den umfangreichen Einkäufen. Lessons learnt!

Das Angeln war erfolgreich, allerdings nicht in dem Maße wie erwünscht/erhofft/ und von den beiden Hochseeangel“experten“ Lorenz und Philipp versprochen. Und auch da gab es ne Menge zu lernen, der erste grosse Fisch ist mit seiner letzten Energie wieder von Bord gehüpft. Danach kamen immerhin noch dreimal etwas kleinere.

Für die Crew bedeutete das alles, dass die Verpflegung dann doch hauptsächlich aus Pasta, Reis,immerhin weiterhin selbst gebackenem Brot und Dosenfutter bestand. Und als Highlight gab es täglich frischen – ebenfalls selbst zubereitet – Yoghurt.

Ein paar Tage „Champagner“-Segeln haben beflügelt, aber es gab für diese Jahreszeit (zu)viele Tage mit wenig Wind. Die Segel schlagen und flappen, man kommt nicht richtig voran, frustrierend! Der grosse 160 qm Parasailor hat die Moral der Crew aufrecht gehalten und selbst in dem wenigen Wind brav bei Tag und Nacht nach vorne gezogen. Und kurzzeitig haben 100 Pferde mitgeholfen. Ansonsten? Der Generator hat gesponnen, drei Schrauben flogen im Motorraum rum – die Welle wäre fast rausgerutscht!, sonst nur ein paar kleinere Probleme…..

Nach knapp 15 Tage waren sie da – die vier Atlantiküberquerer glücklich und zufrieden in St. Lucia!

Sie sind da!

Nach 15 Tagen sind die Vier auf St. Lucia angekommen…… Zwei begeisterte Groupies hatten die kalten Ankerbiere am Steg bereit gestellt und nach so langer Vorfreude flossen viele von ihnen in hoher Geschwindigkeit durch die „enthopften“ Kehlen.

So langsam kehrt wieder Ruhe und Marina-Alltag ein. Und wir sind noch immer etwas müde. Deshalb gibt es mehr Fotos vom Atlantik in den nächsten Tagen.

Bleibt dran!

Alle Wetter

Das Wetter. Beim Segeln dreht sich alles ums Wetter. Die gleiche Route kann bei „gutem Wind“ Kaffeesegeln sein – oder bei „schlechtem Wind“ in eine ziemlich anspruchsvolle Aufgabe ausufern.

Je höher der Anspruch: Regattasegeln, Atlantiküberquerung, es der Familie recht machen (in dieser Reihenfolge zunehmender Schwierigkeiten), umso schmaler der Grat zwischen zu viel, zu wenig, zu West zu Ost….

Bei unserer Atlantiküberquerung war es überwiegend zu wenig. Zu wenig Wind = zu wenig Herausforderung? Nein. Die lange Strecke bleibt, die Monotonie ist eher noch größer, die unablässige Abfolge von Wachen, Freizeit, dösen, schlafen, lesen, kochen, essen, putzen, spülen, Sterne gucken, Meer beobachten, bleibt.

Und auch immer bleibt der Swell. Wellen reisen schneller als Wind und sehr weit. Manchmal kommen sie aus verschiedenen Richtungen gleichzeitig. Dann wird es ungemütlich, Rock ’n Roll auf langem Nord-Swell vom Islandtief, kürzerem Swell aus West vom nächsten Tiefdruckgebiet und kabbelige Wellen aus Ost, der gerade vorherrschenden Windrichtung. So erlebt am Cabo Vicente und nochmal zwischen Marokko und Kanaren. Die Wellen machen den Unterschied zwischen angenehm und unangenehm, seekrank oder entspannt. Und sie sind die Gefahr, viel mehr als der Wind. Selbst in Sturmstärke ist die Welle der entscheidende Faktor, Wellen können ins Boot schlagen, brechende Wellen können ein Schiff kentern.

Offshore seglen bedeutet, Wind, Swell und gewünschte Reiserichtung in Einklang zu bringen. Die Segel sollen „glücklich“ sein, kein Schlagen, Einfallen, „Killen“. Eine 2- 3 Grad Kursänderung macht oft den Unterschied aus. Je nach Wind-Einfallswinkel und dem vorherrschenden Wellenbild kann es vorteilhaft sein, von dem direkten und kürzesten Kurs abzuweichen, um es etwas gemütlicher zu haben. AWA (Apparent Wind Angel) und VMG (Velocity Made Good) sind dabei die Zauberabkürzungen.

Heute haben wir den perfekten Wind – Danke, Neptun! Raumschots zum Zielkurs (AWA 150 Grad), 15 – 20 Knoten Wind aus Ost, Swell aus Nordost, und wir hüpfen unter Spinnaker mit bis zu 10 Knoten die Wellen herunter. Wenig Schräglage, wenig Last auf Rigg und Autopilot und Crew.

Nein, so richtig schnell ist das nicht. Ich hatte mit 7 Knoten (= 7 nautische Meilen NM pro Stunde) Durchschnittsgeschwindigkeit geplant. Bei einer Streckenlänge von 2084 NM (= rund 3.800 km) ergibt dies ca. 12 ½ Tage Reisezeit. Bislang haben wir einen Durchschnitt von 6,3 NM / Std erreicht, d.h. die Reisezeit verlängert sich auf 14 Tage. Voraussichtlich. Man kann nie wissen, was das Wetter noch an Überraschungen parat hat.