Tahiti nach Huahine

Eine schöne Geschichte kurz bevor wir Abschied von Papeete nehmen:  Ein anderes Aluminiumboot macht an unserem Dock fest. Ein italienisches Paar aus Turin. Wir kommen auf unsere jeweiligen Bootsnamen zu sprechen und ich erkläre, Cheglia kommt von Cheglio und beides bedeutet für uns Glück. Cheglio ist ein winziges Dörfchen in Norditalien und für unsere ganze Familie ein besonderer Ort. Paolo sagt, Cheglio kenne ich, da steht das Haus meines Onkels Italo Insolera! Unfassbar! Incredibile, piccolo mondo!

Wir verabschieden uns auch von unseren kleinen Freund Michel, der uns von morgens früh an fast stündlich besucht hat. Eine schöne Freundschaft….

Außerdem kaufen wir einen (etwas zu schwachen zwar, aber immerhin) portablen Generator, tanken nochmal Wasser und Diesel randvoll, die nächste Tankstelle wird in Neuseeland sein! Die Nachtfahrt nach Huahine ist ziemlich ungemütlich, dieses ganz entspannte Pazifiksegeln hatten wir nicht sehr viel. Aber Huahine entschädigt uns auf‘s Schönste! Wunderschöne Insel, überschaubarer Tourismus, tolles Wasser zum Schnorcheln. Wir machen eine Tour mit E-Bikes ca 60 km um beide Inseln, Huahine Nui und Iti, es ist wie durch einen riesigen Garten zu radeln. Wir lassen uns erklären, dass Vanille eine Orchideenart ist, nur auf Kokosnussschalen wächst, jede Blüte nur für einen Tag blüht und dann per Hand bestäubt wird und gepflückt wird. Und sie riecht und schmeckt…..

Ohne Fahrrad trampen wir auf der Insel, das haben wir schon oft gemacht und es geht meistens sehr gut. Bei unserer heutigen Fahrt (25 km) nur zum Internet mal wieder, erzählt uns unsere Fahrerin sehr stolz, ihr Mann sei hier bei der Feuerwehr. Gibt es hier überhaupt Feuer zu löschen? Nein, es sind eher Unfälle. Ca. 5 – 6 pro Jahr! Tja, Feuerwehrmann auf Huahine.

Und wie kommen wir jetzt wieder nach Hause? Teil 2

Nur der Vollständigkeit halber, es gibt noch weitere Routen:

4. Die Kanaltour Retour: Von Tahiti nach Osterinseln dann die Küste von Südamerika hinauf, durch den Panama Kanal, durch die Karibik (Richtung Osten, gegen Wind und Strom …), Richtung Bermuda, Azoren, Frankreich. Klingt angenehm? Nein, nur wenige Abschnitte mit Wind und Wellen von hinten bedeuten im Umkehrschluss: viel Wind und Strom von vorne.  Eine sehr anspruchsvolle Route. Und, wie die alten Briten schon wussten: ein Gentleman segelt nicht gegenan.

5. Die Nordwest Passage. Tahiti nach Hawaii 2600 NM,  nach Alaska 2000NM,  immer weiter nördlich dann östlich durch die Passage ca. 3000 NM bis nach Grönland, dann nochmal 3000 NM Island, Schottland, Irland, Frankreich. Die mit Abstand kürzeste Verbindung zurück nach Europa, „nur“ 10.000 NM (oder 18.000km). Mal abgesehen von den beträchtlichen Herausforderungen, ist unser Timing schlecht. Man müsste im nächsten Jahr Ende Juni 2020 in Alaska sein und die Beringsee durchsegeln, Russland an Backbord, dann 1000 Meilen weit Richtung Osten, immer an der unwirklichen Küste lang. Erst dann kommt der Moment der Wahrheit: wird das Eis überhaupt aufgehen? Es gibt ein beträchtliches Risiko, dass man dort im Norden für einen sehr langen Winter festhängt …

Kein wirklich toller Plan B dabei? Stimmt.

6. Wir segeln nach New Zealand.

 

Von Französisch Polynesien über Cook Inseln, Niue und Königreich Tonga nach Auckland, Neuseeland, so etwa 2.400NM. Von dort gibt es für unsere Cheglia im März/April 2020 regelmäßigen Frachterverkehr nach Europa….  Yeah, Plan B – ab jetzt Plan A! Bei der Halbwertzeit unserer Pläne muss man das jetzige Datum dazuschreiben: Anfang August 2019.

Tahiti Heiva Fest

Jedes Jahr Anfang Juli beginnt das traditionelle Heiva-Fest. Gruppen von allen polynesischen Inseln tanzen, singen, paddeln und rennen mit Ananas und Bananen beladen um die Wette. Die Herstellung der unglaublich schönen Kostüme aus Blumen und Pflanzen, die historischen Lieder, die Sprachen (ja, die Tahitianer können die Marquesianer nicht so einfach verstehen),  werden auf diese Weise lebendig gehalten. Die Sänger und Tänzer werden von den Zuschauern bejubelt und die Ausleger-Kanufahrer von 1000en angefeuert. Wir hatten das Glück in dieser Zeit hier zu sein und viel davon mitzubekommen. Fotos während der Tanz- und Gesangswettbewerbe durfte man nicht machen. Die Fotos davon sind von der Heiva-Webseite.

Maururu (Danke)!

Tahiti – Stadtleben in Papeete

In Papeete gibt es endlich wieder eine Bootsinfrastruktur – der Generator läuft kurz, und dann gar nicht mehr. Kolben kaput! Da können wir dann doch nichts machen (ausser lange auf Ersatzteile warten), wir kaufen einen portablen, damit können wir wenigstens die Batterien aufladen.

Aber das Stadtleben hat uns richtig gut getan. Nach mehr als einem halben Jahr können wir jetzt „einfach!“ morgens schnell frisches Baguette kaufen, oder überlegen, was gibt’s zu essen und in 10 MInuten auf dem Markt sein! Mal abends chic ausgehen…. Das gibt jetzt wieder Energie für mehr Inseln und Ankerbuchten. Für die letzten zwei Tage auf Tahiti mieten wir uns ein kleines Cabrio und umrunden, schauen an, wandern….. Martin sagt, wir sollten heute nach Teahoopo fahren. Da werden hohe Wellen sein! Wir waren schon mit Marc und Nina an diesem berühmten Surfplatz. Nur, da war kaum Wind und die Richtung stimmte nicht. Aber diesmal – WOW! Ein grosser Polynesier bietet an, uns auf seinem Boot raus ans Riff zu fahren. Er war selber früher Surfer und kann erstens sehr gut Boot fahren, zweitens weiss er, wo der perfekte Spot ist, um die Surfer zu beobachten. Das lohnt sich! Wir sind 5 – 10 m von der Brecherzone entfernt und können von der Seite in die „tube“ der Welle schauen. Das Boot war der Brecherzone schon seeehr nah, ich glaube bei der letzten richtig hohen Welle wurde es unserem  mutigen Capitano selbst sehr mulmig.

Und natürlich die mutigen Surfer bestaunen, die sich den 4-6 Meter hohen Wellenberg hinuterstürzen. Eindrucksvoll!

 

Geburtstag auf Tahiti!

In den letzten Tagen mit Marc und Nina machen wir noch eine Tour um Tahiti. 120 km lang ist die Uferstrasse- die fast einzige Strasse. Tahiti besteht aus zwei Inseln, Tahiti Nui (die größere) und Tahiti Iti. Beide sind durch eine Landenge miteinander verbunden. Auf Tahiti Iti gibt es auch noch zwei Strassen, die die Insel aber nicht einmal umrunden. Wir sehen einen großen Wasserfall, Höhlen, natürlich wieder marae – die Heiligen Stätten, hohe Surferwellen und hauptsächlich schwarze Vulkanstrände.

Die beiden fliegen erst abends ab und am Nachmittag gehen wir noch zur jährlichen Unabhängigkeitsparade – jeder der sich forbewegen kann scheint dort zu sein. 11.000 Teilnehmer von allen polynesischen Inseln! Unter ihnen auch die „Miss Tane-Vahine“ – die Schönheitskönigin des Dritten Geschlechts. Es gibt sehr viele Mannfrauen oder Fraumänner in Französich Polynesien. Sie sind hoch angesehen in der Gesellschaft. In früheren, kriegerischen Zeiten konnte der siegreiche Stamm alle Männer des unterlegenen töten. Damit die Nachkommenschaft gesichert blieb, wurde meistens der ältste Sohn als Mädchen grossgezogen. Er hat im Haushalt mitgearbeitet und auch Kinder gezeugt. Und er war „tapu“ – niemand durfte ihm etwas antun. Das Wort tabu hat es bis zu uns geschafft. Auch heute noch gibt es dieses Dritte Geschlecht und besonders in Papeete sieht man sehr viele „Mahos“.

Dann kommt der „Grosse Geburtstag“! Martin sagt „Kümmere Dich nicht darum!“ und schenkt mir einen wunderbaren Tag – ein tolles Frühstück, tagsüber verwöhnen im Luxusresort und abends eine wirkliche Überraschungsparty! Alle halten dicht. Gerade in den Tagen davor haben sich einige Boote, die wir unterwegs kennengelernt haben, in der Marina versammelt. Mit 25 Leuten feiern wir eine ausgelassene Party an Bord! Einfach toll!!!!

Meinen schönen Geburtstagsblumenkranz kann ich gleich am nächsten Abend zur Eröffnung des polynesischen Heiva-Festes nochmal ausführen. Zusammen mit der aktuellen Miss Tahiti. Ich hab keinen grossen Unterschied zwischen uns festgestellt – der halbe Meter und das halbe Jahrhundert…… ;))

Society Inseln mit Marc und Nina

Marc und Nina kommen 11.6.2019 nach Papeete! Sie haben in San Franciso beim geplanten Zwischenstop leider Pech gehabt. Ihr Auto wurde aufgebrochen, die Rucksäcke gestohlen. Land of the free and the brave…

Nach einem Shopping Tag in Papeete, um Geklautes wie T-shirts, iPad, machen wir uns aus der lauten Stadt in die ruhige Nachbarinsel Moorea, auf. So richtig will das paradiesische Wetter nicht mitspielen. Wir haben immer wieder kühle, regnerische und mitunter sehr windige Abschnitte. In Bora Bora können wir kurfristig 45 KN Wind messen. Welcome to Paradise. Die Lagune ist wirklich wunderschön, der Rest ist mit Hotels zugebaut. Die Preise für die kleinen Pfahl-Bungalows über dem Wasser sind absurd. Vor unserer Abreise machen wir noch einen Stopp, um Rochen und Haie aus der Nähe zu erschnorcheln. Nina schwimmt einfach furchtlos auf sie zu….

Dann weiter nach Raiatea. Wir können zwar nur einen Tag hier bleiben, finden aber ein wirklich tolles Restaurant und danach zufällg die lokalen Schönheiten beim HEIVA Tanzfestival.

Das Wetter zwingt uns zu Rückkehr nach Tahiti/Moorea. Die nächsten Tage sollen sehr stürmisch werden, und wir wollen nicht auf den letzten Dücker gegen Wind und Wellen gegenan bolzen müssen, um Nina‘s und Marc‘s Rückflug zu erwischen. In unserer angestammten Bucht in Moorea, Opunoho, kommen wir morgens um drei Uhr an, ankern sicher, erkunden Regenwald, Rochentauchplätze, Strände, treffen „Polarwind“ und „Hullabaloo“ wieder. Morgen  gehts zurück nach Papeete. Wir wollen noch drei Tage Tahiti erkunden, dann fliegen die Beiden am Samstag Abend schon wieder zurück. So schnell gehts…

 

Und wie kommen wir jetzt wieder nach Hause? Teil 1

In Tahiti ist man ganz schön weit weg vom Gudrunweg in Wiesbaden. Es gibt drei denkbare Routen:

1. durch den Rest vom Pazifik, durch die Torres Strasse nördlich von Australien, durch den indischen Ozean an Bali, Cocos Keeling und Reunion und Madagaskar vorbei nach Südafrika, um das Kap der Guten Hoffnung und dann gaaaaanz viel Atlantik, bis wir über Sant Helena, Asencion, Cap Verden, Azoren wieder nach Frankreich kommen. Klingt lang? Ist es auch, so etwa 20.000 nautische Meilen – so ziemlich genau ein Jahr würde das dauern.

2. Der Patagonien Plan: von Tahiti oder Tonga oder Neuseeland direkt nach Puerto Montt, in Südchile. An Cap Horn vorbei, Falklands, Buenos Aires, Brasilien, Azoren, Frankreich. Klingt kürzer? Ja, sind „nur“ so 16.000 NM, aber davon die Hälfte in, sagen wir mal euphemistisch, spannenden Gewässern. Von Neuseeland sind es 5300 NM ohne Zwischenstopp. Das längst-mögliche Seestück ohne anhalten. Geht nur mit guter Crew. Nein, geht nur mit exzellenter Crew. Würde auch ein Jahr dauern.

3.1. durch den Suez Kanal: naja, nicht wirklich, ausser wenn noch eine Marine Fregatte das ganze Stück mitkommt ….

3.2. oder durch den Sues Kanal auf einem Frachter, bis nach Gibraltar. Dann von dort aus weitersegeln. Geht. Echt. Von Tahiti aus. Sevenstar Yachttransport und wir wären im Spätherbst wieder in good old Europe. Von dort ist dann doch noch ein hartes Stück bis in die Bretagne, aber machbar.

Habe ich erwähnt, dass wir Heimweh haben? Und so lansam finden, dass sich all die tollen Inseln  zunehmend ähneln? Und, um Birgitte aus Norwegen zu zitieren: in unserem Alter kann man in einem Jahr auch  noch ganz andere Sachen machen, als nur zu segeln….

Kurz und knapp: wir wollen hoam. Wenn der Frachter fährt (wird sich in den nächsten 3-4 Wochen herausstellen), dann fährt Cheglia Huckepack. Plan B  müssen wir noch aufstellen…..

 

Und wie ist das Segeln im Pazifik?

Jetzt in Tahiti angekommen, haben wir im Pazifik 5200NM seit Februar 2019 zurückgelegt. Bis auf eine Front mit über 30 kn Wind, die uns für ein paar Stunden zwischen Marquesas und Tuamotus  unterhalten hat, waren die Winde überwiegend schwächer als im Atlantik.

Auf Cheglia sind wir froh, wenn es mindestens mit 15 Knoten windet. Mit unseren beiden großen Segeln (Gennaker 130qm, für 80-130‘ AWA, oder Parasailor 170 qm, für AWA 110-180’)  kommen wir auch noch bei 11, 12 Knoten voran. Aber dann ist eigentlich das Wellenbild und die Stömung entscheidender als der Wind. Wenn beides in unsere Fahrt-Richtung zeigt, geht auch bei 7-8 Knoten Wind noch etwas.

Der Satelliten Wetterbericht versprach meistens 11-15 Knoten Wind, also relativ schwachwindiger Süd-Ost-Passat. Gelegentlich traf die Vorhersage zu, meistens hatten wir einige Knoten mehr, manchmal weniger Wind. Die Richtung konnte sich auch schon mal um 90 Grad ändern. Dieser Ozean ist so groß, das möglicherweise die Computer Wettermodelle eine bessere regionale Auflösung nicht hinbekommen.

Die langen, hohen Ozeanwellen rollen meistens aus südlicher Richtung heran, und die (Wellen-)Überbleibsel von anderen Wettersystemen können aus ganz anderen Richtungen dazu kommen. Ja, wir haben häufig unterschiedliche Wellensysteme, die sich überlagern. Segeln mit wenig Wind wird dann immer schwieriger, die Segel schlagen, wir kommen nicht von der Stelle, es nervt. Dann lieber ganz windstill. An solchen Tagen ist der „Ocean Swell“ besonders beindruckend. Die Wellen sind ein paar Meter hoch, aber 200-300 Meter weit auseinander. Die Dinger haben etliche tausend Kilometer Anlauf, zwischen uns und der Antarktis gibt es noch ein paar Winzinseln – sonst einfach nichts. Majestätisch rollen sie unter unserem Boot durch, man fühlt sich sehr klein.

Die Prioritäten werden andere, weil die Strecken so lang sind. Es kommt eigentlich nicht (mehr 🙂 darauf an, ob man einen Tag früher oder später irgendwo  ankommt. Es ist wichtiger, das nichts kaputt geht. Und so segeln wir also meistens sehr gelassen mit 5-8 Knoten dahin. Auf hoher See haben wir in der ganzen Zeit einen chinesischen Fisch Trawler und eine holländische Yacht getroffen. Sonst gähnende Leere.

Die Atoll Seglerei in den Tuamotus hält dann noch ein paar Besonderheiten parat. Die Ein- und Ausfahrten in die Atolle unterliegen gewaltigen Gezeitenströmen. Der Tidenhub ist nicht besonders hoch, aber eine enorme Wassermasse will aus den Atollen bei Ebbe wieder hinaus. Slack Water ist etwa zur Halbzeit zwischen Hoch- oder Niedrigwasser, die Ebbe dauert immer länger als die Flut. An einigen Pässen läuft das Wasser immerzu nur hinaus, weil hohe Wellen für einen permanenten Zufluss sorgen. Es gibt einen „Slack water guestimator“ für die Tuamotus, der sich als recht zuverlässig herausstellt.  Es gibt einige „haarige“ Pässe, eng, mit ein paar Kurven im Pass, die kann man wirklich nur mit guter Sicht (hoher Sonnenstand, von hinten) und bei Slack water befahren, ansonsten traut man sich und seinem Schiff von Pass zu Pass mehr zu.